Auf in den Norden

„Moin“ oder ganz Geschwätzige rufen mir ständig ein „Moin Moin“ entgegen. Das geht jetzt schon seit Verden so.

Ziemlich deutlich und nie leise.

Heute ist schon der vierte Tag meiner kleinen Reise. Die ersten zwei haben mich ziemlich gefordert und Grenzen aufgezeigt, die überwunden werden wollen.

Die 134 Kilometer als Auftakt bis zu meinen Eltern in Nienburg kenne ich ja nun schon aus vielen Fahrten mit mehr oder weniger denselben Streckenführungen. Da kommt nicht ganz viel Neues hinzu, was mich mental wach halten könnte. Dafür hatte ich zu kämpfen:

Mit einen sehr schweren Rad und schlechter Gewichtsverteilung. An mir selbst natürlich. Vor allem aber im Gepäck. Zwar sind die Taschenpaare vorn und hinten jeweils in etwa gleich schwer, aber ich habe zu viel Last auf dem Vorderrad. Eine kleine Veränderung hat sich ab Nienburg schon positiv bemerkbar gemacht.

Fast schlimmer war der wirklich permanente Gegenwind, der mich gefordert hat. Ich fahre zwar kein Rennen, aber meine Planung in Schottland habe ich auf einen Kilometerschnitt von 20 ausgelegt und das versuche ich hiernzu testen. Das wird wohl mehr als eng werden. Knapp sechseinhalb Stunden bin ich bis zum Wesertor in Nienburg gefahren.

Der zweite Streckenabschnitt bis nach Wischhafen hat mich fertig gemacht. Zwar kam der Wind nicht mehr nur von vorne, aber bereits nach 30KM war meine Energie erschöpft. Zeit für ein zweites Frühstück in Verden.

153 Kilometer sind ein verdammt langes Stück. Irgendwann kommt Dir auch bei strahlendem Sonnenschein beizeiten der Spaß abhanden. Trotz (für meine Verhältnisse) ungewöhnlich viel Wasser- und Colaaufnahme war ich groggy als ich in Krautsand ankam. Zelt aufbauen direkt hinterm Deich auf einer hubbeligen Zeltwiese.

Bis ich in der Lage war, feste Nahrung zu mir zu nehmen, verging noch so einige Zeit. Ein Weizen hat es dann gerichtet.

Der Weg bis hierher? Etwas fad. Niedersachsen, wie man es liebt oder lieben muss, wenn man selbst Niedersachse ist. Schlieslich bin ich durch meine eigentliche Heimat gefahren. Felder, Wälder, Wiesen, Pferde und kleine, ursprüngliche Ortschaften.

Der Deichgraf hat in der Nacht über uns gewacht.

Nachdem das Zelt weitgehend von Tau getrocknet war und ich erneut eine Gewichtsoptimierung in den Taschen vorgenommen habe, bin ich weiter gefahren. Quasi direkt auf die Fähre nach Glückstadt.

Kurz hinter Glückstadt in Richtung Brunsbüttel war es dann auch Schluss mit schön. Bis dahin aber standen hinreißend schöne Häuser hinter dem Elbdeich. Hier wohnt das Geld. Erst das KKW Brokdorf, welches schon von der Fähre aus zu sehen war, später dann die Brunsbütteler Industriegebiete. Schön ist anders, auch wenn man hier und da etwas versucht.

Nördlich der Einmündung des Nord-Ostsee-Kanals wird dann die Stadt auch wieder sehr schön. Lebenswert.

Hinter Marne wird es dann wieder öde. Die Gegend um Friedrichkoog? Erspart sie Euch, falls ihr vorhabt, dorthin zu radeln. Dann lieber direkt durch nach Büsum. Die Stadt ist klasse. Hier ist was los – Für den, der es mag und möchte. Die Lagune ist klasse und direkt dahinter liegt der Campingplatz Nordsee. Schön. Neu, sauber, ruhig und sehr freundliche Gastgeber.

Natürlich hat mich auch der Sundowner auf der Lagune, begleitet von ein wenig Weizen hell, positiv beeindruckt

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