Tag 8: Zäh und widerspenstig

Meine schlechte Laune wegen den gestrigen Pannen hatte sich über Nacht nicht wesentlich gebessert.

Trotzdem ich meine Wäsche nicht gewaschen hatte, war sie immer noch feucht, als ich mich um halb 10 Uhr wieder auf den Weg machte.

Um kurz nach 10 legte die kleine Fähre nach Laboe ab, wo ich zunächst eine Apotheke aufsuchen musste. Während der Nacht hatte ich ziemlich starke Schmerzen im rechten Handgelenk bekommen, die ich mit Bordmitteln zunächst nicht in den Griff bekommen konnte. Morgens hatte ich ernsthafte Zweifel, dass ich die Reise überhaupt weiterführen könnte. Ich konnte kaum zugreifen und glaubte nicht, dass ich das schwere Fahrrad so würde lenken können. Na ja. In der Apotheke bestellte Dr. Döpke dann ein entsprechendes entzündungshemmendes Mittelchen mit Painkiller und… es wirkte recht schnell.

Der nächste Stopp dann für zwei belegte Frühstücksbrötchen beim Bäcker 100 Meter weiter in der Fußgängerzone. So kam es, dass ich nach einer Stunde Reisezeit nur 3 Kilometer auf dem Tacho hatte und eigentlich erst an dem ursprünglich geplanten Etappenziel von gestern angekommen war.

Anschließend musste ich also Gas geben um die 124 Kilometer bis Travemünde noch beizeiten auf die Kette zu bekommen. Das klappte nicht so recht. Mäßiger Gegenwind und die sch… Wellen kamen mir entgegen. Das war nicht gut und irgendwie quälte ich mich über die 124 Kilometer, die zuweilen über unbefestigte Wege durch ein Naturschutzgebiet führten.

Hohwacht und Oldenburg i. Holstein passierte ich. Dahme und Kellenhusen schwänzte ich, um direkten Kurz auf Grömitz zu nehmen. Am schönen Ostseestrand entlang radelte ich weiter zu dem mehr als unangenehm belebten Timmendorfer Strand. Highlight dieses Abschnitts war sicher das Brauhaus KLÜVER, welches sich mir unmittelbar auf dem Radweg in den Weg stellte. Ich musste zwangsläufig anhalten und ein leckeres Bier zusammen mit einem Matjesbrötchen mit Blick auf den Hafen von Neustadt i. Holstein verdrücken.

Ständig liefen und sprangen mir Menschen vor das Rad, die ohne rechts oder links zu gucken auf den Fahrradweg latschen. Das ging mir schon ziemlich auf den Geist und führte zu einer Kollision mit einem anderen Radfahrer, der gerade noch einem Kind ausweichen konnte. Passiert ist nichts, ihm war es peinlich, mir auch – die Familie hat es nicht gekümmert, dass ich nur mit viel Glück noch schnell ausklicken konnte und mich nicht auf die Nase gelegt habe. Ich hatte die Nase voll von dem versnobten Dorf und wechselte auf die weniger befahrene Straße. Damit forderte ich den Gipfel des Tages heraus, als mich aus einem Auto auf der Gegenfahrbahn(!) einer der selbsternannten Möchtegern-Hilfs-Sherrifs anbrüllte und lautstark auf die Radweg-Benutzungspflicht verwies. Armleuchter….

Seit Grömitz hatte ich nun mehr oder weniger Wind von hinten, was mein Gemüt wieder etwas beruhigte. Auf dem etwas abgelegenen Campingplatz in Ivendorf fand ich ein sonniges Plätzchen, saubere Duschen und Waschgelegenheit sowie einen Kiosk mit Lebensmitteln und kaltem Weizen.

Die Welt kann so schön sein 😉

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