Sport!
Wie alles begann
Also, das war so:
Im zarten Alter von 37 Jahren war ich Anfang 2001 stark übergewichtig. Kerngesund zwar, aber eben mit 90 KG auf 170 cm alles andere als ein Leichtgewicht. Wieder einmal stand die nächste Konfektionsgröße zum Kauf an. Gute 17 Jahre null Sport bei guter (Voll-)Verpflegung hatten ihre Spuren ebenso hinterlassen, wie die berufliche Anspannung in der Spedition. Wobei ich die Basis für mein Übergewicht bereits während meiner Zeit als Wehrpflichtiger bei der Bundeswehr gelegt hatte.
Ich hatte nicht ernsthaft vor, mich zu bewegen, als ich mir an einem tristen Novembertag 2000 in der Mittagspause spontan ein Paar Sportschuhe zulegte, und diese an einem dunklen Ort sicher verwahrte.
Bis zu diesem schicksalhaften Tag, an dem mir mein gleichaltriger Kollege Dietmar, ein Hüne aber ebenfalls mit einem respektablen Bauchumfang ausgestattet, von einer Begebenheit am Abend zuvor berichtete: „Ich habe meinen Sohn beim Fußball abgeholt – da mussten die Eltern mit den Kindern 2 Runden um den Sportplatz laufen! Mann, war ich fertig…“ Was für ein Weichei!
Laufend abnehmen
Am selben Abend holte ich die billigen Turnschuhe aus dem Keller, die dort nach wie vor unbenutzt ihr Dasein fristeten, und ging zuhause gegenüber auf den Sportplatz – als dieser leer und dunkel war, damit mich bloß niemand sieht. Drei Runden – 1050 Meter – lief ich. Und ich wollte am liebsten sterben. Wie kann man in dem Alter nur so unfit sein?
Ich hatte Blut geleckt und blieb dran. Immer auf der Aschenbahn. So lange, bis ich nach knapp 3 Monaten 5 KM an Stück laufen konnte. Das wurde mir zu wenig. So fuhr ich zusätzlich noch mit Inlineskates vor oder nach dem Laufen. Das ich durch die Bewegung Gewicht verlor und ich mich dabei noch besser fühlte, ist klar. Ich setzte mir dennoch das Ziel, im Oktober 2001 die 70 KG-Grenze zu erreichen und reduzierte das Zielgewicht nochmals um 5 KG bis Anfang November.
Das funktionierte in dieser kurzen Zeit aber nicht nur durch die Bewegung. Zusammen mit Christine stellte ich unsere Ernährung auf gesunde Beine. Ich gebe zu: viel vom dem verlorenen Gewicht habe ich mir auch tatsächlich abgehungert – das war nicht gut und ich würde es auch kaum in der Strenge wiederholen wollen.
Im folgenden Winter ging ich ins Fitnessstudio und weitete meine Läufe auf der Straße aus. Das Laufen machte mir Spaß und schon jetzt fehlte mir etwas, wenn ich mich nicht bewegte – dazu kam noch die Angst, wieder zuzunehmen.
Im Laufe des Jahres 2002 steigerte ich meine Streckenlängen bis auf 14,5 KM.
Bis zu jenem Tag, als das Schicksal wieder zuschlug. Im Verlauf des Jahres hatte ich des Öfteren von Marathons gelesen. Berlin, und New York hatten es mir besonders angetan und brachten ein Saatkörnchen auf fruchtbarem Boden zum keimen – und das nicht zum letzten Mal. Am Abend des 29.09.2002 dachte ich im Münchner Hofbräuhaus in Gegenwart meiner Freunde „Schroeder“ und „Nick“ laut darüber nach, das auch einmal machen zu wollen. Jetzt, wo ich schon 14,5 KM rennen konnte…
“ wenn sich Willie mal was in den Kopf gesetzt hat…”
(Zitat von “Onkel” Nick Brenneke am 29.09.2002 in München)
Recht hatte er. Es wurde eine Wette daraus: „Wenn ich es schaffen würde, innerhalb eines Jahres einen Marathon in 4 Stunden laufen zu können, würden die beiden eine gemeinsame Reise zum New York-Marathon bezahlen.“ Die 4 Stunden haben wir im Laufe der Nacht dann auf 3:30h herunter korrigiert.
Der Rest ist Geschichte und hier nachzulesen: Ich lief den Hamburg-Marathon im April 2003 in 3:23:41h.
Im Laufe weniger Jahre habe ich unzählige Lauf-Wettkämpfe bestritten. „Kirmesläufe“ 😉 – am liebsten über die Halbmarathon-Distanz. 5- und 10-KM-auch, aber nicht so gerne. 15 Marathon-Läufe, die meisten davon zwischen 3:01 und 3:10h, stehen ebenso zu Buche wie ein Ultra-Marathon über 54 Kilometer. 1:24h über den Halbmarathon und 0:37 über 10 Kilometer waren schon OK und ließen mich regelmäßig recht weit oben in den Finisher-Listen auftauchen. Für einen anständigen Blumenpott hat es freilich nicht gereicht.
In den Fängen des Triathlons
Bandscheibenprobleme haben mich zunächst zum Aufgeben, letztendlich aber in die Fänge des Triathlons getrieben. Die geilste Sportart überhaupt. Auch hier konnte ich die Finger nicht lange von den langen und mittellangen Distanzen lassen. 7 Ironman und ebenfalls eine unzählbare Anzahl von Starts und Finishs auf Unterdistanzen habe ich in der Folge bestritten. Nicht der Schönste, aber der Letzte war der Nordseeman in Wilhelmshaven 2011, der mit dem dritten Platz bei den deutschen Meisterschaften über die Mitteldistanz gekrönt wurde.
Bei Radrennen war ich nicht so furchtbar erfolgreich., was vermutlich auf meine Eigenschaft des „Angstbremsers mit Fallsucht“ zurückzuführen ist. Bei Rennen in Köln, Münster und in den Alpen habe ich zu viele schlimme Stürze, Verletzungen und auch Tote erleben müssen – in meiner Leistungsklasse. Das ist es mir nicht wert. So blieb es bei jeweils zwei Teilnahmen bei der TOUR-Transalp, einem spektakulären Mehrtages-Rennen über die Alpen, bei „Rund um Köln“ und beim „Münsterland-Giro“
Als Warmduscher und Nichtschwimmer habe ich von reinen Schwimm-Wettkämpfen Abstand genommen.
Die Reise zum New York Marathon steht noch immer aus…