19. Etappe Hexham – Leyburn

Oha. Da hat der Tourdesigner in seinem jugendlichen Übermut noch einmal alles gefordert. In den letzten Tagen habe ich das wohl geahnt. Die Berge bin ich gefühlt immer langsamer hoch gekommen und ziemlich anstrengend fand ich sie auch. Der Körper wird nach drei Wochen etwas müde und die Motivation, schnell einen Berg hochzufahren, ist auch nicht mehr so wie am erstenTag, als die Halsschlagader an die Schädeldecke klopfte.
Ich habe mich daher frühzeitg nach einer Alternativroute zu dem geplanten 135-KM-Trip umgesehen, mir aber bis Barnard Castle, bei ungefähr 60 KM offengehalten, ob ich um 20 KM reduziere. Damit wollte ich den Schlenker durch die Yorkshire Dales verkürzen.

Schon direkt in Hexham begannen die Anstiege, die mich den ganzen lieben langen Tag beschäftigen sollten. Es war bewölkt und kühl, so dass ich trotz der Anstiege am Derwent Water Resevoir die Windweste und Armlinge anzog.
Gefühlt kam ich kaum vom Fleck. Ein Blick auf den Garmin bestätigte das. Durchschnittsgeschwindigkeiten unter 16 KM/h liessen nicht Gutes erwarten. Von dem Stausee, auf dem unglaublich viele Enten schwammen, die wild durcheinander laberten, ging es nahtlos über in den Northhumberland National Parc. Von dort durch die Weardales und Teasdales. Will sagen: laaange Anstiege zwischen 5 und 10% bis auf etwas über 400 Meter ü.n.N. Das ist nicht wirklich hoch, aber das ständige auf und ab fordert die mentale Stärke und macht die Beine müde. Zwischendurch immer wieder garniert mit Anstiegen im zweistelligen Prozentbereich. Einmal musste ich tatsächlich vom Rad und schieben. Zur Belohnung war ich auf schmalen, einsamen, einspurigen Straßen alleine mit mir und der Natur. Mit den frei laufenden Schafen und dem Gezwitscher der Vögel. Die Wolken hatten sich inzwischenn rar gemacht, es wurde wämer und die Sonne gab alles, um mir einen ein Zentimeter breiten Streifen am rechten Oberarm zu verbrennen. Mit Erfolg 🙂 

Barnard Castle bei 60 KM. Nun musste die Entscheidung fallen. Mir war kalt, ich hatte keine rechte Lust mehr. Ein COSTA Cafe musste herhalten, um meine Gier nach Kalorien und Wärme mit einer riesen heissen Schokolade, einer Flasche Cola und einem Panini zu befriedigen. Der Ofen begann wieder zu heizen und ich beschloss zwar abzukürzen, mir aber einen Weg abseits der Hauptstrassen zu suchen.

Fehler oder nicht. Eine Herausforderung war es allemal. Die Landschaft der Yorkshire Dales ähnelte denen der Dales zuvor und ich war dann doch froh, als ich zeitig im „Black Swan“ in Leyburn eintraf. Ein Bier an der Theke, eines in der Sonne vor dem Hotel auf dem Marktplatzmund späte eines beim guten Essen. So lässt es sich aushalten.

Das England noch später 2:1 verloren hat, habe ich schon nicht mehr mitbekommen – da habe ich schon tief und fest geschlafen 🙂

Leyburn ist am 5. Juli Station der Tour de France. Alles ist geachmückt und selbst am Kirchturm hängt ein gelbes Fahrrad