Bodensee Radmarathon 2016

Der ultimative Bericht von einem, der dabei war:
 
Nachdem ich die Möglichkeit hatte, relativ kurzfristig auf die Schönwetter-Prognose für die kommenden Tage reagieren zu können habe ich mich schon am Donnerstag im Allgäu eingenistet. Diesmal nicht in Immenstadt – dafür wäre die Anreise zum Bodensee etwas weit gewesen.

Auf Scheidegg im Westtallgäu war diesmal die Wahl gefallen. Von hier war es gleich weit entfernt nach Immenstadt und nach Kressbronn „meinem“ Startort. Das Hotel-Garni ist etwas ist in die Jahre gekommen, was die Möbel angeht, aber die Inhaber sind sehr freundlich und bemüht. Mein Zimmer war sauber, das Frühstück solide und für mein Empfinden OK. Mehr erwarte ich außer Ruhe, die ebenfalls gegeben war, nicht. Ins Dorf bzw. zu den wenigen Restaurants dort sind es etwa 1,3 KM Fußweg.

 Nach dem ich als Nachmelder am Freitag Abend meine Startunterlagen abgeholt hatte stand ich Samstag früh um 7 Uhr am Start in Kressbronn. Viel war nicht los; einige kleine Grüppchen und in der Mehrheit Einzelstarter. Ich frage mich, wo/wie die über 4.000 Teilnehmer aus dem Vorjahr rund um den See wohl verteilt waren. Gesehen habe ich sie jeden falls nicht 😉
 
Mein letzter Auftritt auf der Marathon-Strecke liegt nun schon einige Jahre zurück, aber das machte mir keinerlei Kopfschmerzen. Ich fühlte mich recht gut trainiert und Druck mir etwas beweisen zu müssen, hatte ich auch keinen. Auch deshalb habe ich den Roten Büffel mitgenommen. Im Internet habe ich eine Angabe von nur etwas über 1000 Höhenmetern gefunden. Auch das rechtfertigte den Einsatz.
 
 
Ab Kressbronn führten die ersten 20 Kilometer vom Bodensee weg in Richtung Lindenberg. Auf dem Weg überholte ich einige Einzelfahrer, bis ich für kurze Zeit Anschluss an eine Dreier-Gruppe fand, die mein Tempo fuhr. Leider fiel einer der Drei an den kurzen Anstiegen immer zurück, sodass sich die Gruppe anpasste, etwas Tempo herausnahm und ich wieder alleine war. Kurz vor Bregenz klemmte ich mich hinter einen Einzelfahrer, der ebenfalls in meinem Tempo unterwegs, aber nicht zum Sprechen aufgelegt war.
Die sich aneianderreihenden Stadtgebiete Lochau / Bregenz und  Höchst auf österreichischer Seite waren aufgrund der vielen Ampeln etwas unangenehm zu fahren. Nun war ich ganz froh in Kressbronn und nicht in Mersburg gestartet zu sein. So blieb mir das samstägliche Verkehrsgetümmel um die Uhrzeit erspart.
 
Grenzübertritt von Österreich in die Schweiz nach rund 45 Kilometern, die nun topfeben waren. Mittlerweile hatte mich die Dreiergruppe wieder eingeholt. Im Flachen könne sie zusammen eben besser fahren als ich alleine im Wind. Eine Ampel überfuhren sie bei Rot und hängten mich so ab.
Nach 52 KM die erste Verpflegungsstation in Altenrhein. Stempel abholen, pinkeln. Einen Becher trinken. Weiter gehts. Alleine. Kurz nach der Verpflegungsstation musste ich kurz anhalten, weil sich meine Startnummer am T-Shirt selbständig gemacht hatte und entsorgt werden wollte. Weitere Zeit auf mögliche vorfahrende Teilnehmer verlor ich an einem geschlossenen Bahnübergang.
 
 
Bis Tägerwillen, dem nächsten Verpflegungsort gegenüber von Konstanz gelegen, gings es mehr oder weniger direkt am See entlang. Auf den letzten 20 Kilometern dorthin holte mich eine größere Gruppe von 15-20 Radlern ein, mit der ich mitfahren konnte. Das machte Tempo, Spaß und sparte Kräfte. Durch ein Missgeschick touchierte mein Vorderrad die Bordsteinkante. Nur mit ziemlich viel Glück bin ich nicht gestürzt. Die Felge und der Reifen haben nun leider einige „Gebrauchtspuren“. Aber mehr ist nicht passiert.
 
 
Am Verpflegungsposten in Tägerwillen habe ich die Trinkflaschen aufgefüllt, ISO-Getränke getrunken und alleine weiter. 28 KM bis Stein am Rhein, der nächsten Station. Der Weg dorthin führte zeitweilig wenn auch am See entlang, über einen in der Reparatur befindlichen Radweg, der schlecht zu befahren war. In Stein (scheint eine recht schöne Stadt zu sein), stand das Aufüllen der Trinkflaschen im Vordergrund. Feste Nahrung war nicht wirklich im Angebot, von Bananen und kleinen Müsli- oder Lebkuchenstücken abgesehen.
Erneut machte ich mich alleine wieder auf den Weg. 49 Kilometer bis Mersburg inklusive der kurzen Fährpassage. Das klingt wenig. Allerdings fangen nach 115 KM auch die ersten Ermüdungserscheinungen an. Da machen sich die Anstiege einmal mehr unangenehm bemerkbar. Zudem kamen nun der schwache Wind und die Sonne von vorne. Bisher hatte der Wind angenehm gekühlt, jetzt lief der Schweiß…
 
Tatsächlich war ich bis zur Fähre alleine unterwegs; konnte unterwegs einige Radler überholen, die aber offensichtlich auf der kurzen 80-KM-Runde unterwegs waren und sich nicht als „Gruppe“ anboten. Ziemlich gar und lustlos stellte ich mich auf dem Schiff in den Schatten und hoffte auf feste Nahrung in Mersburg.
Nachdem wir das Boot verlassen hatten, winkte ein Anstieg in der Klasse des Mortirolo – nicht so lang aber so steil. Bei aller Quälerei – irgendwie machen mir diese „Klopper“ Spaß. Wenngleich auch nicht in demselben Moment, in dem ich sie hochfahren muss.

 

Nach einem „Verfahrer“ aufgrund schlechter Ausschilderung kurz vor der Verpflegungsstelle in Mersburg, konnte ich mir einen weiteren Stempel abholen und mein Flüssigkeitsdefizit ausgiebig mit ISO-Getränken ausgleichen. Feste Nahrung: Nur gegen Bezahlung. Von Bananenstücken und Co. mal abgesehen. Insgesamt aber machte der Zwischenposten den besten Eindruck von allen. Partystimmung mit Grill und was sonst noch dazugehört, wenn man seine Runde beendet hat.
 
Erneut machte ich mich alleine auf die verbleibenden 46 Kilometer bis zu meinem Ziel in Kressbronn. Mein Kopf sagt mir: „Jetzt wird es flacher“. Die Beine: „Du spinnst doch!“ Die Beine hatten wohl Recht. Von Mersburg aus fuhren wir nicht flach am Bodensee entlang. Die Streckenplaner hatten sich 
schön wellige Wege durch die zahlreichen Obst- und Weinplantagen nördlich des Sees herausgesucht. Hier kam ich dann auch wieder mit dem noch immer schweigsamen Radler zusammen, den ich schon am Morgen in Bregenz getroffen hatte. Noch immer fuhren wir dasselbe Tempo, auch wenn mich das Gefühl beschlich, dass er auf der mittleren Strecke unterwegs war. Ich kann mich nicht erinnern, dass er mich überholt hatte –  Es sei denn dass er einen Verpflegungspunkt noch schneller als ich verlassen hat. Anyway…
 
Das kommt davon, wenn man der Anweisung des Veranstalters folgt: Wir fuhren auf dem Radweg und mussten einen derben Umweg von bestimmt zwei Kilometern in Kauf nehmen. Und das so kurz vor Schluss…
Der widerum war dann unspektakulär. Mir gelang es noch an eine Gruppe heranzufahren und hier die letzten 10 Kilometer mitzurollen.
 
Am Ende stehen nun 222,8 Kilometer und 7:47h auf dem Tacho. Damit bin ich wirklich gut zufrieden. Vor allem, weil ich lange Zeit alleine das Tempo und immer wieder auch mit anderen mithalten konnte. Darin enthalten ist auch die eine oder andere Wartezeit an einer Ampel, wenn ich vergessen habe auf „Stopp“ zu drücken.
1.477 Höhenmeter (+) waren es übrigens nur.