Der Triathlet im Winter

Triathlon ist ja eine Sommersportart, wird also in etwa von Mitte/Ende Mai bis Anfang September betrieben. Dem entsprechend befinden wir uns jetzt in der Ruhephase, liegen für die nächsten 5-6 Monate tatenlos auf der faulen Haut und legen gute 5 bis 10 KG an Gewicht zu. In Zeiten an denen Nüsse und Schokolade an jeder Ecke locken, zumeist als Unterhautfettgewebe, weniger als vorantreibende Muskelmasse.

Jetzt, wo es zumeist wahlweise entweder zu dunkel, zu nass oder windig zum trainieren im Freien sein könnte, von übermäßiger Kälte ganz zu schweigen, kommt das regelmäßige Training zu kurz. Zwangsläufig, quasi. Da machen wir lieber die nächste Kerze am Adventskranz an und wärmen unseren Körper mit der einen oder anderen Tasse Glühwein. Am besten mit Schuss. Das Herz erwärmen wir aufgrund der wegen den ausbleibenden Wettkämpfen fehlenden Endorphine durch den gesteigerten Schokoladengenuss. Schokolade, besonders die dunkle, ist nachgewiesener Maßen gesund.

Damit uns vom lauter liegen auf dem Rücken keine Hornhaut wächst, die uns im nächsten Sommer wie eine Schildkröte aussehen lässt, bewegen wir uns ein bisschen. Zum Weihnachtsmarkt beispielsweise um Glühwein und andere zuckerhaltige Leckereien nachzufüllen. Wir Triathleten schleppen ja so einiges an Muskeln mit uns herum. Muskeln benötigen zum Überleben im harten Winter jede Menge Kohlenhydrate – sogar im Schlaf. Zucker und Alkohol wiederum enthalten diese lebenswichtigen Kohlenhydrate. Also steht schon jetzt fest: wir werden die harte Jahreszeit überleben.
Zeit also, um Wunden zu lecken und sich an den heroischen Glanztaten des vorüber gezogenen Jahres zu laben, zum 25. Mal die Fotos der Wettkämpfe zu begutachten und stundenlang mit wachsender Begeisterung die Ergebnislisten mit einander zu vergleichen.

Jetzt, gute 3 Monate nach dem letzten Triathlon und zwei Monate nach dem letzten Marathon (das sind gefühlte JAHRE) bewegen wir uns nicht nur zum Weihnachtsmarkt (zurück mit dem Taxi), sondern lassen auch Kalorien auf dem Weg zum Computer und bei der stundenlangen Benutzung desselben dahin schmelzen. Triathlonspezifische Foren werden gelesen, jeder Thread wird aufgesogen. Wer hätte gedacht, dass es zu jedem (noch so unwichtigen Thema) allerhand Fachleute in Form von selbsternannten Trainern, Doktoren und Schlaubergern gibt, die sich alle mehr oder weniger kompetent auslassen. Wer eine konkrete Lösung zu einem Problem sucht, wird verwirrt und greift besser wieder zum Glühwein. Kaufberatung zu Lenkern, Aerolaufrädern, Neoprenanzügen? Nahezu jede Antwort auf die Eingangsfrage empfiehlt ein anderes Produkt oder kritisiert das in der vorangegangenen Antwort. Die Zeit vergeht wie im Flug und das Jahresende steht vor der Tür.

Der erstaunte Dreikämpfer stellt fest, dass jetzt endlich die Wettkampftermine für das kommende Jahr veröffentlicht, die Websites der Wettbewerbe aktualisiert und spätestens im Januar auch die letzten Onlineanmeldungen freigeschaltet sind. Endlich.

Endlich beginnt die Saison wieder. Weit vor der Saison (siehe oben) mit der Vorbereitungsphase. Diese besteht wiederum im Wesentlichen aus der Selektion möglicher interessanter Triathlonwettkämpfe.
Den einen oder anderen (MICH!!) hat das unvorstellbare Glück ereilt, einen der begehrten und innerhalb von wenigen Minuten oder Stunden ausverkauften Ironman-Veranstaltungen zu ergattern. In diesen wenigen Fällen steht der Saisonhöhepunkt dann bereits fest – es sei denn, man ist so gut (ich nicht), dass man die Hürden für eine erfolgreiche Hawaii-Qualifikation erklimmt. Dann liegen die Dinge natürlich anders.

Otto-Normal-Triathlet also beschäftigt sich jetzt mit einer sinnvollen Saisonplanung. Vorab die eine oder andere Laufveranstaltung oder ein Radrennen, der Einstieg im Mai oder Juni mit Sprint-Triathlons, ggf. mit einer Steigerung auf längere Distanzen. Auch bei Duathlonveranstaltungen hat man Triathleten angeblich schon gesehen.
Bereits jetzt getätigte Anmeldungen für jedwedes Event belasten das gestresste Budget, steigern aber die Motivation und lassen den Athleten wieder zurückkehren. Zurückkehren in die Arena der alternden Frühschwimmer im (Versmolder) Hallenbad, auf die feuchten Laufstrecken, die matschigen Mountainbiketrails und Rennradrunden. Bereit für neue Schlachten und Heldentaten.

Triathlon – eine Sommersportart.