Ich bin eine Null!

Viele haben es gewusst, manche geahnt. Nur ich nicht. Seit heute Mittag ist es aber amtlich: Ich bin eine Null. Genauer gesagt: eine „Georgsmarienhütter 0„. So nämlich heißt der 50 KM-Lauf rund um das gleichnamige Städtchen im Süden von Osnabrück und knappe 20 KM von zuhause entfernt. „Null“, weil es null offizielle Zeitmessungen und null Wertungen gibt. Das ganze ist also kein Wettkampf im herkömmlichen Sinn.
Warum das nun? So kurz vor dem Ostseeman in zwei Wochen und vor allem bei dem Schietwetter? Na ja. Wie das eben so ist. Gestern nach der wöchentlichen Schwimmeinheit beim Warmbadetag in Versmold, habe ich unbedacht von mir gegeben, dass ich heute einen langen Lauf machen muss, aber wenig Motivation wegen der Wettervorhersage hatte. 30 KM bei kalten und regnerischen Bedingungen sind für mich nicht so furchtbar verlockend. Schwupps war ich quasi überredet und das schlechte Gewissen trieb mich heute früh um 4 Uhr tatsächlich aus den Federn. 10 Grad, Nieselregen. Genau genommen wusste ich nicht, was da nach dem Start in Kloster Oesede um 6 Uhr (die langsameren Läufer starten um 5:30h) auf mich zukommt. Insgesamt werden es wohl so um die 100-150 Teilnehmer gewesen sein, von denen ein Teil bereits in der Sporthalle (=Start/Ziel) übernachtet hatte.
Als große Gruppe liefen wie die ersten KM mehr oder weniger zusammen. Vermutlich im 5-er Schnitt, was sehr angenehm und nicht fordernd war. Ideal eigentlich für einen langen Lauf – den ich grundsätzlich viel schneller laufe. So nach und nach zerbröselte die Gruppe und ich fand mich in einer 12-köpfigen Spitzengruppe wieder, die sehr gleichmäßig und harmonisch lief. Nach knapp einer Stunde hatten wir den letzten Läufer der vor uns gestarteten Gruppe, kurz vor der ersten von 4 Verpflegungsstationen, eingeholt. An den Stationen (eigentlich sollten es 5 sein, aber die dritte war noch nicht aufgebaut, als wir vorbei kamen) gab es süßen Instanttee, Wasser und ab Station zwei auch Cola. Bananen, teilweise Schokolinsen.
Die genaue Strecke kenne ich nicht und kann sie auch nicht nachvollziehen, die KM-Abschnitte sind nicht gekennzeichnet. Die „Georgsmarienhütter Null“ ist seit neuesten als offizieller Wanderweg markiert. Vorwiegender Untergrund sind Waldwege, zum Teil unwegsame Trampelpfade. Teile der Strecke gehen über asphaltierte Wirtschaftswege, nur sehr wenige KM an befahrenen Hauptstraßen. Ca. 920 Höhenmeter Anstieg sind dabei zu bewältigen.
Spätestens nach dem großen Anstieg zum Herrmannsturm auf dem Dörenberg habe ich die Orientierung verloren. Genauso wie meine Gruppe, die zunächst hinter mir war. Der permanente Regen hatte die Waldböden teilweise in glitschige Untergründe verwandelt. Neben losen Steinen, Baumwurzeln und Unebenheiten war es zeitweilig etwas schwierig, sich nicht lang zu machen. Die durch den Niederschlag auf der Brille eingeschränkte Sicht machte das und das finden der Wegmarkierungen nicht einfacher. „Meine Gruppe“ hatte mich zwischenzeitlich wieder eingeholt, und zog, als ich anfing mit der Bandscheibe zu laborieren auch davon. Später habe ich festgestellt, das die Gruppe nur 35 laufen wollte und ihr Auto dort abgestellt hatte. Irgendwo bei ca. KM 36 habe ich eine Markierung in einen schmalen zugewachsenen Trampelpfad übersehen und wurde durch Jogger, die ich unterwegs traf, darauf aufmerksam gemacht. Gut 2-3 KM Umweg. Schiet. Spätestens jetzt, aber eigentlich schon vorher, hatte ich keine Lust mehr. Zum Glück kam kurz danach die 3. (eigentlich 4.) Verpflegungsstelle, an der ich reichlich getankt habe. Die letzten 15 KM musste ich wie viele andere leider auch, ziemlich häufig wandern. Die Bandscheibe aber durch die Kälte verkrampfende Oberschenkel und Waden ließen immer öfter kein ordentliches Laufen zu, und wenn, dann wurden die Schritte immer kleiner.
Wie dem auch sei: Nach 5:15h war mein erster Ultra-Marathon für mich beendet. 15 Minuten früher als erwartet, aber auch 15 Minuten später als möglich.
Jetzt, gute 9 Stunden später lassen die Schmerzen ein wenig nach. Muskelkater könnte zurückbleiben – was ist das eigenlich???
 
Fazit: Ich denke, es gibt Dinge im Leben, die man nur einmal gemacht haben muss. Oder?
Klar, das schlechte Wetter hat den Spaßfaktor auf der ansonsten wahrscheinlich wirklich schönen Strecke natürlich stark getrübt. Die mangelhafte Kalorienzufuhr muss ich mir selbst zuschreiben – ich hatte mit Nahrhaftem an den Verpflegungsstellen gerechnet.
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