„ER“ lebt!

Es ist seit meinem letzten Eintrag schon wieder einiges an Wasser die Weser herabgeflossen, weltbewegendes ist aber nicht passiert. 
Trotzdem wird es heute ein wenig länger Ich bin weiterhin recht faul und träge, was den Sport angeht. Die „quasi-Auszeit“ kratzt einerseits an meinem Ego, andererseits genieße ich die freie (??) Zeit aber auch ein wenig. Und kann mich schwer zum Training aufraffen. 
Ein unbekannter Schreiberling, der seinen Namen nicht preisgab hat nach meinem letzten Blogeintrag geschrieben, dass ich ein Selbstdarsteller und Egoist bin. Nun, ich habe nie etwas anderes behauptet und weiß nicht, welches Problem der Leser damit hat. Offensichtlich bereitet es ihm/ihr Freude, auf Seiten von Selbstdarstellern wie mich zu surfen…
Wäre ich das nicht zumindest ansatzweise, hätte ich weder diesen Blog noch meine Webseite am Start. Schade, das Kommentare anonym abgegeben werden. Anyway… 
Die Quaeldich.de-Deutschland-Rundfahrt liegt heute auch schon wieder 6 Wochen hinter uns. Schön war sie, gut organisiert und führte uns durch überwiegend schöne Landschaften im Ostallgäu, Salzburger Land, Bayrischer Wald, Erz- und Fichtelgebirge, kurz nach Tschechien bis hin nach Dresden. Die 6 Tempo-Gruppen passten alle gut zu einander, die 180 Teilnehmer waren allesamt gut drauf und ohne „Spinner“, ohne die oftmals bei solchen Events dabei sind. Das lag vielleicht am fehlenden Wettkampfcharakter. 
Verausgaben oder es ruhiger angehen lassen waren durch Gruppenwechsel dauerhaft oder Abschnittsweise möglich. Am Berg, wenn der Verband aufgelöst wurde und jeder seinen Rhythmus hoch fahren konnte, sowieso. 
Hochalpine Anstiege und Panoramen fehlten natürlich, trotzdem hatten wir längere Anstiege und Abfahrten dazwischen. Dennoch kamen auf dem 1440 KM auch 21.000 Höhenmeter zustande. Ein Vergleich zur TOUR-Transalp im letzten Jahr verbietet sich eigentlich, aber sie hat mir durch die langen Anstiege mehr gelegen. 
Auch wenn sie weitaus anstrengender waren. Für mich persönlich gab es unter dem Strich mehr Schatten als Licht. Schon am zweiten Tag habe ich einen Sturz verursacht, als ich ein Bremsmanöver vorne in der Gruppe zu spät gesehen habe. Meinen Vordermann habe ich unsanft aus dem Sattel geholt, ich selbst war noch nie so schnell am Boden. Ein dritter muss noch irgendwie in mich hinein gefahren sein.
Der Materialschaden war weitaus höher als die körperlichen: Einer meiner Brems-/Schalthebel hatte sich so unglücklich in dem Hinterrad meines Vordermannes verfangen, dass mein Lenker gegen die Sitzstrebe des teuren Carbonrades gedrückt wurde und diese angebrochen hat. Die Strebe wurde notdürftig durch den Mechaniker mit einer Schelle fixiert und Timo konnte somit weiter mitfahren. Der Rahmen ist natürlich dahin. Carbon kann man nicht reparieren.
Bei meinem Rad war der Bremshebel irreparabel dahin und ich beendete die Etappe im Mechanikerwagen. Sonntag Abend in Salzburg: Natürlich hatten wir keinen Ersatzhebel dabei und ein Ersatzrad gab es auch nicht. Einer unermüdlichen 2-stündigen Telefonaktion durch Jan Sahner, dem Veranstalter die Rundfahrt, ist es zu verdanken, dass er jemanden von „Bikepalast.at“ ans Handy bekam und ihn dazu brachte uns am Sonntag einen Hebel zu verkaufen. Glücklicherweise hatte er überhaupt noch einen. Als ich nach der Tour einen passenden zweiten nachkaufen wollte, musste ich feststellen, dass die nicht mehr hergestellt werden. An dieser Stelle noch mal einen herzlichen Dank an Jan! 
Kurzum am Montag konnte ich wieder mitfahren. Allerdings fuhren Timo und ich ab jetzt in der vorletzten Gruppe anstatt in der zweiten. Timo, weil er vorsichtig mit seinem demolierten Rahmen fahren musste und ich, weil ich nicht nur etwas Tapete meiner linken Körperseite und Hand auf der Straße gelassen hatte, sondern auch Prellungen und vor allem eine mächtig geschwollene und stark schmerzende rechte Hand hatte, mit der ich nur schwer schalten oder Bremsen konnte. So richtig weg ist die Schwellung bis heute nicht und zupacken ist auch noch nicht so drin. Aber es wird täglich ein wenig besser. 
Während ich mich mit Timo für den Rest der Rundfahrt wirklich gut verstand und wir Spaß miteinander hatten, begann der Ärger danach.
Ich hatte den Vorgang sofort meiner ALLIANZ-Haftpflichtversicherung gemeldet und klar gemacht, dass es zu Ersatzansprüchen kommen würde. Dazu muss ich sagen, dass ich mir bereits in 2011 eine Bestätigung von der ALLIANZ eingeholt habe, dass ich bei Rennen und Gruppenfahrten ebenfalls mitversichert bin.
Aus heiterem Himmel kam postwendend die Schadenablehnung. Sinngemäß müssen sich Teilnehmer an solchen Veranstaltungen gem. BGB „darüber im klaren sein, dass es zu Unfällen und Schäden kommen kann“. Durch dieses Wissen nimmt man das also in kauf und der Unfallverursacher ist nicht zur Verantwortung zu ziehen. Es dauerte gute zwei Wochen, bis wir unter Klageandrohung die strikt ablehnende ALLIANZ so weit hatten, dass sie Timo ein Angebot machte, dass zwar nicht das komplette Rad ersetzte, ihn aber zumindest halbwegs zufrieden stellte. Mir hat die Aktion massive Magenprobleme bereitet und ein Versicherungswechsel steht nun an. Es gibt einen Makler, der solche Veranstaltungen ausdrücklich mit einschließt. 
Das Thema ist nun also durch, aber es bleibt ein sehr fader Nachgeschmack, der mir im Nachhinein den Urlaub versemmelt hat.
Die Zeit nach der Tour habe ich mit lockerem Training auf dem Rad und etwas Laufen verbracht. 
Am letzten Sonntag standen dann die erstmalig veranstalteten ALPECIN-Days in Bielefeld auf dem Plan. Im Rahmen des German-Cycling-Cups und mit Jan Ullrich als Zugpferd gingen am bei sonnigem Wetter gut 2000 Teilnehmer auf die 3 Strecken (40/80/120 KM). Trotz mangelndem Trainingszustand (bis jetzt ca. 4500 KM auf dem Rad) hatte ich für die lange Strecke gemeldet. Die drei identischen Runden waren sehr selektiv angelegt, mit Engstellen und sehr vielen winkligen Kurven, die zum einen nicht ganz ungefährlich waren und zum anderen durch das ständige Wiederantreten viele Körner gekostet haben. Der Wind nahm im Laufe des Rennens auch immer mehr zu, war aber insgesamt erträglich. Zum Ende der zweiten Runde, als die Mehrzahl der Teilnehmer (80-KM-Runde) ins Ziel fuhren war ich eigentlich schon etwas gar und es hätte mich nicht gestört, wenn das Rennen zu Ende gewesen wäre 😉 
Nun musste ich eine neue Gruppe finden, was etwas dauerte. Auf den verbleibenden 40 KM wollte häufiger niemand so richtig in den Wind und Tempo machen. So kam ich mir manchmal wie in der Cappuccino-Gruppe vor. 
Im Gegensatz zu Berichten im Internet habe ich lediglich einen Sturz (bzw. die Folgen) gesehen. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass es öfter gerappelt hat.
Die Organisation war schon im ersten Jahr hervorragend und stellt die seit 100 Jahren etablierte Veranstaltung von Rund-um-Köln absolut in den Schatten. Vielleicht kann man die Streckenführung noch ein wenig entschärfen. 
Das Ergebnis mit 3:25h, ein Schnitt von 35,71 KM/h stellt mich nicht so wirklich zufrieden, ist aber für diese Saison dann doch OK. 
Den Start über die 150 KM auf dem Nürburgring in gut zweieinhalb Wochen lasse ich mir noch offen. Ich bezweifele ein wenig, dass es für 6 oder 7 Mal „die hohe Acht“ reicht. Mal sehen. 
Saisonabschluss soll bei passendem Wetter auch dieses Jahr wieder der Münsterland-Giro am 3. Oktober werden. Spätestens ab dann muss ich auch wieder regelmäßig ins Wasser… 
Keep on running!