Wer mal googled, findet nicht all zu viel über dieses Fahrrad. Vor allem: es ist ausverkauft. Quasi nicht mehr zu bekommen.
Das „Adventure“ ist irgendwie eine Mischung aus Trekking- und Bikepacker-Rad. Es kommt in der Geometrie eines (29-er) Mountainbikes daher, mit ordentlich dicken Reifen und einem Rennlenker. Die Gepäckträger vorne und hinten sprechen eher für ein Reiserad. Bei einem Bikepacker ist man mehr darauf aus, das Gepäck möglichst dicht am Rahmen zu behalten, um in Gelände beweglicher zu sein und nicht etwa mit den Packtaschen irgendwo hängen zu bleiben.
Bikepacking ist ein seit einigen Jahren aus den USA aufkommender Trend – ich bezweifle allerdings, dass er im Gegensatz zu Radreisen hier bei uns eine große (dauerhafte) Fangemeinde finden wird.
Nachdem der Schrauber meines Vertrauens das Gerät schon eine Woche früher abholbereit hatte, musste ich nur noch Kleinteile anschrauben und mir vor allem eine passende Sitzposition suchen. Letzteres habe ich auf zwei kleineren Runden ausprobiert.
Am letzten Wochenende musste sie dann sein: Die eigentliche Jungfernfahrt.
Beinahe schon traditionell fahre ich mindestens einmal pro Jahr mit dem Rad zu meinen Eltern nach Nienburg. Der Wetterbericht sah passend aus. Also los… Es juckte…
Am Samstag:
Kühle 22 Grad bei der Abfahrt, geschlossene Wolkendecke mit Chancen auf leichten Regen. Die Luft war unangenehm feucht. 133 KM sollte die Strecke diesmal lang sein (Ich versuche jedesmal eine etwas andere Route zu fahren). Dadurch, dass ich jetzt ja geländegängig bin, habe ich auf die Option „unbefestigte Wege vermeiden“ verzichtet. Das ging so weit auch ganz gut, auch wenn ich zweimal den Weg nicht von einer Wiese unterscheiden und einmal quer über ein mit Sicherheit privates Anwesen geholpert bin.
Ganz schön: Der Else- und Werreradweg ab Kirchlengern (Zusammenschluss von Else und Werre) bis kurz hinter Bad Oeynhausen, wo die Werre dann in die Weser mündet. Anschließend bin ich dann überwiegend dem Weser-Radweg folgend bis hoch nach Nienburg gefahren.
Die ungewohnte Sitzposition und Übersetzung machte sich auf den ersten 30 Kilometern zunächst unangenehm bemerkbar. Das Brennen in den Oberschenkeln ließ mit zunehmender Entfernung aber nach. Mit der Übersetzung ist es möglich, mit einer relativ hohen Trittfrequenz eine zum Rennrad vergleichsweise hohe Geschwindigkeit zu erreichen, ohne dass die Beine platzen. Nach ca. 90 Kilometern machte mir meine ebenfalls traditionell vorhandene schlechte Ernähungstaktik fast einen Strich durch die Rechnung. Der Motor ging fast aus, hat aber nach etwas Zeit wieder Fahrt aufgenommen. 😉
Knappe 5:50h Fahrzeit, nur mit einer Pinkelpause und einmal kurz Getränke nachladen. Das ist OK für letztendlich 138,5 KM. Die 438 Höhenmeter sind zu vernachlässigen.
Sonntag – Rückweg
Der Plan: 122 KM. Die Realität: 133 KM – weil ich besser bin als ein Navi….
Der Umweg an sich wäre ja nicht schlimm. Wenn da nicht die große Hitze gewesen wäre. Schon beim Aufstehen hatte es 24 Grad. Nach einen eher spärlichen Frühstück von drei kleinen Schreiben Toast (das liegt nicht an dem Angebot meiner Eltern – mehr bringe ich nicht herunter) bin ich dann recht zügig los und musste schon nach zwei Stunden tanken. Ein kaltes Hefe alkoholfrei und eine ebenfalls kalte, große Cola dazu. Der nächste Stopp in Lübbecke an einer Tanke, ein weiterer nach nur 10 KM und noch einer in Rödinghausen. Cola, Eis, Wasser, alles was kalt war und Energie bringt (außer Wasser natürlich). Snickers geht auch immer gut…Warmer Wind von vorne – wie ein Föhn im Gesicht. 32 Grad.
130 KM, 5:20h, 431 HM
Fazit:
Läuft. Und macht Spaß!
Was ich dringend beheben muss: Das Rad braucht Schutzbleche!. Die grobstolligen Reisen schmeißen so mit Dreck um sich, dass die Schienbeine schwarz waren – und das bei trockener Straße bzw. Wegen.
Als gut hat sich herausgestellt, dass ich das relativ wenige Gepäck in zwei Packtaschen mitgenommen habe. Es hat locker auch in eine gepasst, aber dadurch ist das Gleichgewicht am Rad besser verteilt.
Die „Triathlon-Schalthebel“ am Unterlenker sind sehr gewöhnungsbedürftig, wenn man es gewohnt ist, oben zu schalten. Als ungünstig erweisen sich dabei schweißnasse Finger – ansonsten gewöhnt man sich auch daran.
Zweimal mit den Knien dran lang geschrammt. Mir stellt sich die Frage, wie robust die Hebel im Falle eines ja doch nicht auszuschließenden Sturzes sind.
Empfehlen kann ich auch den Radständer. Da wackelt oder kippt nichts, auch wenn es beladen ist: