Die Idee…
… ist simpel. Einmal vom äußersten Südwesten Englands mit dem Fahrrad bis zum äußersten Nordosten Englands fahren. Von Land’s End in Cornwall nach John O’Groats in der Grafschaft Caithness.
Was ist das „LEJoG“?
Land’s End – John O’Groats, oder auch „End to End“, oder einfach „LEJoG“ (in entgegengesetzter Richtung gefahren heißt es dann „JoGLE“) ist kein Rennen, keine Veranstaltung. Es gibt auch keine offizielle oder gar ausgeschilderte Strecke.
Der Sinn ist einfach einmal die Diagonale bereist zu haben. Gleich ob mit dem Rad oder zu Fuß. Oder auch motorisiert. Der einigermaßen direkte Weg ist dann etwa 1.000 englische Meilen lang, was ca. 1600 KM entspricht.
Wobei John O’Groats nicht der nördlichste auf asphaltieren Wegen zu erreichende Punkt ist. Dieser heißt Dunnet Head und liegt gute 20 Meilen von John O’Groats entfernt – aber quasi auf dem Weg – ist aber entgegen zu „JOG“ kein Ort. Na ja, JOG ist auch nur ein Nest, das lediglich eine Handvoll Menschen als Heimat angeben.
LEJOG oder JOGLE – Das machen jährlich sicher viele hundert Menschen aus unterschiedlichen Beweggründen und in unterschiedlichen Zeiträumen.
In England ist es üblich mit und bei Ausdauerleistungen Spenden zu sammeln. Daher findet man auf fast jeder Seite über das Thema (auch bei Läufen oder Triathlons) im Internet einen Spendenaufruf. Die meisten sammeln dabei 1 EUR oder 1 englisches Pfund – je nach Nationalität – pro gefahrenen Kilometer oder Meile und spenden dieses Geld für wohltätige Zwecke.
Manche wollen die schnellsten auf dieser Strecke sein. Auf dem Rad liegt der Rekord bei etwas über 44 Stunden. Andere laufen barfuß oder nackt…
Warum machst Du das?
Na ja. Die Frage hat sich hier auf meiner kleinen Website schön öfter gestellt ist und mal mehr, mal weniger beantwortet worden.
Es hat damit angefangen, dass ich drei Runden um einen Sportplatz laufen wollte. Danach wollte ich 5 KM laufen, anschließend 15 KM und dann kam der Sprung zum Marathon. Ich habe viele Triathlons auf allen gängigen Streckenlängen bestritten; 15 Solo-Marathons und einen Ultra-Marathon ins Ziel gebracht; bin zweimal mit dem Rennrad über die Alpen gefahren und habe einige Radrennen bestritten.
Über manche Problemchen mit meinem Körper habe ich ausreichend im alten Blog geklagt. Fakt ist, dass das mit dem Laufen nicht mehr so recht klappt und längere Triathlons oder auch „nur“ Marathons in Zukunft kaum noch in Frage kommen dürften. Mittlerweile rät mir der Kardiologe mehr oder weniger direkt vom Extremsport ab.
Immer weiter, immer länger also. Und damit immer langsamer. Dabei kann man sich die Kräfte besser einteilen und besser auch die Signale des Körpers hören.
Also länger Radfahren?
Jo! Aber wenn, dann nicht nur 1600 KM.
Ich sag’s mal so: Es gibt auch andere schöne Strecken in Europa mit einer besseren Gut-Wetter-Garantie als England aber…
Ich möchte in guten drei Wochen Sommerurlaub etwas mehr von dem Land kennen lernen, in dem ich mich nach Deutschland am häufigsten aufgehalten habe, von dem ich aber viel zu wenig gesehen habe.
Ich bin ja eigentlich immer beruflich unterwegs und nicht zum Sightseeing in England. In Cornwall, Wals und Schottland bin ich nie wirklich gewesen. Die Highlands sind mir genauso fremd, wie die walisischen Hügel. Selbst in den insgesamt 9 Monaten, in denen ich auf der Insel gelebt habe, habe ich mir nichts von alledem angesehen, sondern für Ironmans trainiert.
Wenn ich dann schon mal dabei bin, möchte ich so viel wie möglich sehen. Landschaften vor allem. Küsten.
Ich bin kein Museumsgänger und muss auch nicht in irgendwelche Castles oder Abbeys rennen. Also habe ich beschlossen, schon in Cornwall eine Schleife zu drehen, an einem Teil der walisischen und schottischen Küsten entlang nach Norden zu fahren. Und weil es genauso umständlich ist, von JOG zurück ins wirkliche Leben zurück zu kommen, wie auf der Anreise nach Land’s End zu kommen, fahre ich halt noch ein Stückchen weiter nach Süden entlang der Ostküste und durch Yorkshire. Bis Hull, und von dort aus mit der Fähre nach Rotterdam.
Aber mehr zu den Planungsdetails, der Ausrüstung, dem Budget und den Tagesetappen gibt es hier im Folgenden
Die Tagesberichte sind im Blog archiviert. Einfach etwas herunterblättern…
Das Budget…
…ist schmal. Sehr schmal.
Mein Ziel war es während der Planungsarbeiten den durchschnittlichen Übernachtungspreis von GBP 35,- / Nacht (ca. 41,20 EUR) nicht zu überschreiten. Die Messlatte war hoch gelegt und ich habe Sie gerissen. Nach Buchung aller Unterkünfte bin ich bei einem Durchschnittspreis von GBP 37,51 gelandet. Dabei übernachtete ich einmal in einem Youth Hostel und dreimal in günstigen Hotels. Sonst habe ich immer B&B gebucht.
Equipment
Ich habe zwar viel, aber nicht alles. Schon gar nichts für einen Reiseradler (s. Ausrüstung)
Gepäckträger plus Anbauadapter, Satteltaschen. Ca. 160 EUR
Eventuell noch Schutzbleche
Die Anreise
Versmold – Calais mit dem Auto und Chauffeur zurück. Zweimal Tanken
Calais – Dover mit MyFerryLink als Fußgänger mit Fahrrad. Wahrscheinlich für lau
Dover – Penzance Mietwagen. Ca. EUR 150
Unterwegskosten
Im Wesentlichen Essen und Trinken. Vielleicht mal ein Eintrittsgeld oder eine kurze Fährpassage. Diese Kosten habe ich nicht vorausgeplant.
Tagsüber kann ich mich mit Lebensmitteln aus dem Supermarkt eindecken. Abends müssen ein vernünftiges Essen und ein paar Bierchen unbedingt sein.
Rückreise
Hull – Rotterdam mit P&O, ca. 150 EUR
Rotterdam – Versmold erneut mit dem Auto und Chauffeur – Diesel: EUR 85,-
In Summe:
Anreise (Diesel, Fähre, Mietwagen) EUR…….300,-
Zusätzliches Equipment EUR…….160,-
Unterwegskosten / Verpflegung
Übernachtungen EUR…….910,-
Rückreise EUR…….235,-
Total – soweit die Planung (Anfang März 2014) EUR….1.605,-
Die Ausrüstung
…ist wenig spektakulär.
Das Rad: Mein „kleines Schwarzes“ – Mein treuer Begleiter über die Alpen und beim ersten Ironman. Mein erstes Rennrad überhaupt. Welches Rad also sonst?
Na ja. Ich könnte auch mit dem Brötchen-Hol-Fahrrad oder dem Mountainbike fahren. Das Mountainbike scheidet ziemlich schnell aus, weil es einfach bei wesentlich höherem Kraftaufwand zu langsam unterwegs ist. Beim betagten Alltagsrad wären neben neuen Pneus wahrscheinlich noch neue Kettenblätter, Ritzelpaket und Kette fällig. Extra ein neues Reise- bzw. Trekkingrad anzuschaffen lohnt sich erst mal nicht. Ich habe auch keinen Stellplatz mehr in der Garage frei 🙂
Das Rennrad muss freilich auch ein wenig gepimpt werden. Beleuchtung und vor allem ein belastbarer Gepäckträger mit wasserdichten Packtaschen müssen her. Eventuell noch Schutzbleche. Hierfür habe ich sehr viel Zeit mit Recherchen im Internet verbracht und mich (Henne oder Ei – was war erst da?) zunächst um die Gepäcktaschen gekümmert. Der Markt ist groß, aber nicht undurchdringlich. Letztendlich landest Du immer beim Markführer(?) ORTLIEB oder beim Marktbegleiter VAUDE.
Wichtig war mir, dass die Taschen wirklich wasserdicht sind. Abgesehen von einem möglichst großen Fassungsvermögen habe ich keine weiteren Anforderungen gestellt. Die Verarbeitung bei beiden Anbietern ist ähnlich gut und schlussendlich gaben zwei Details bei mir den entscheidenden Ausschlag: Zum einen hat VAUDE eine wasserdichte Hinterradtasche mit einer zusätzlichen Außentasche am Start und zum anderen konnte ich diese gebraucht (aber eigentlich nagelneu) bei Amazon unglaublich günstig schießen. Anstatt des Verkaufspreises von EUR 140 pro Paar habe ich inkl. Versand 69 EUR bezahlt. OK, zugegeben. Die Farbe entspricht nicht meinen Vorstellungen, aber so what? Die „Aqua Back Plus“ hat pro Paar ein Fassungsvolumen von 51 Litern bei einem Eigengewicht von knapp unter 3 KG.
Passend zu den Satteltaschen habe ich noch das „Top Case“ von VAUDE erstanden, das an den Packtaschen befestigt wird. Das bringt noch einmal 30 Liter mehr.
Beim Gepäckträger habe ich mich für den „CARGO“ von TUBUS entschieden. Es gibt natürlich eine Vielzahl von Gepäckträgern, wenn man aber ausgiebig in Foren und Bewertungen liest, landet man früher oder später immer bei Modellen von Tubus.
Ein Handicap bei meinem Rennrad ist, dass es (natürlich) keine Aufnahmen für die Trägerfüße und keine Ösen an den Sitzstreben gibt. Als einziger Hersteller bietet Tubus Lösungen hierfür an. Das verteuert den Gepäckträger natürlich noch einmal – verhindert aber dass ich selbst irgendwelche Adapter basteln müsste. Mit geeignetem Werkzeug, Material und vor allem dem Wissen wäre das aber möglich. Auch dazu findest Du Beispiele im Netz.
Nach langen Suchen nach dem günstigsten Beschaffungspreis bin ich bei „Bike-Components“ gelandet, die superschnell geliefert haben.
Tubus Cargo Sitzstrebenadapter Schnellspannadapter
Im Gepäck
Bei diesem Punkt wird es komplizierter und die Antwort auf das „Was und Wieviel“ wird sich im Laufe der Planungen ständig verändern.
Nach einer ersten Probefahrt Anfang März mit den beiden Packtaschen ist klar, dass ich damit alleine nicht auskomme. Obwohl das Gewicht der nicht vollgepackten Taschen und dem Gepäckträger schon erheblich war, muss ich wohl noch eine weitere Tasche auf dem Gepäckträger mitnehmen. Alternativ einen Rucksack. Was ich mir eigentlich nicht antun möchte. Zum einen aus Gewichts- (Rücken-)gründen, zum anderen wegen des feuchtwarmen Klimas, das sich auch bei einem guten Bike-Rucksack bildet.
Ich plane mir ein- oder zweimal ein Paket mit frischer Wäsche zu schicken. Natürlich wasche ich die Wäsche täglich durch. Zumeist von Hand, oder wenn ich Glück habe, bekomme ich mal eine Waschmaschine gestellt. Die Erfahrung der Transalp zeigt, dass ich mich bei Handwäsche auch schnell selbst (nicht mehr) riechen kann 😉
Alles das, was ich mitnehme muss also ein kleines Packmaß haben und möglichst leicht sein.
Im laufenden Update befindet sich die Packliste, hier zum Einsehen.
Neben Wäsche zum Fahren und am Abend gehört noch das nötigste Werkzeug an Bord.
Elektronik
Am Rad:
– GARMIN 705 Egde – zur Navigation und Routenaufzeichnung, sicher nicht mehr das aktuelle Model aber funktionsfähig
– POLAR Pulsuhr
– Action Cam
– Smartphone
Im Gepäck:
– Netbook – um Daten vom Garmin und der Pulsuhr auslesen zu können, zum Bloggen aber auch um ggf Strecken neu zu planen und herunterladen und auf den Garmin übertragen zu können.
– Tablet-PC. Zum Lesen und so…
=> Beides zusammen bringt natürlich schon ordentlich Gewicht auf die Waage. Aber ohne kann bzw. möchte ich nicht losfahren.
– Ladekabel, Mehrfach Steckerleiste, Steckeradapter, USB-Kabel, USB-Stick
Update 13.05.2014:
Dummerweise verfüge ich momentan nur über eine Pre-Paid-Kreditkarte, die für das normale Leben durchaus ausreicht. Nicht aber als Sicherheit bei Fahrzeugvermietern – was im Grunde ja auch verständlich ist. Die reine Miete ist dabei nicht das Problem, wohl aber die Kaution für eventuelle Schäden oder leere Tanks bei der Rückgabe.
Der Plan, ab Dover mit dem Mietwagen nach Penzance zu fahren hat sich nach tagelangen Internetrecherchen und Telefonaten zerschlagen.
Der neue Plan: Ich lasse mich bringen. Das hat den Vorteil eines gemeinsamen Kurzurlaubs und einer komfortablen Anreise. Nachteil: Gestiegene Kosten bei den Übernachtungen, Diesel und Fähren.
- Cornwall
- Wales
- schottische Küstenregionen und
- Yorkshire
- Hauptstraßen vermeiden
- landschaftlich schöne „Schleifen“ fahren
- günstige Unterkünfte
Aaaber: Ich habe ein Buch gelesen. (Super, ne??) Bei „Mud Sweat and Tears“ handelt es sich um einen englisch sprachigen Reisebericht (LEJOG + Orkneys), den die Autorin Ellie Bennett mit einem „Mick“, ein Pärchen, das ziemlich untrainiert ist, in 23 Tagen + 5 fährt. Immer gemütlich und immer auf der Suche nach einem guten Bier in einem guten Pub. Das klappt nicht immer und das Buch ist zeitweilig etwas langatmig und schwer zu lesen, weil es ziemlich umgangssprachlich geschrieben ist Aber auch das hat seinen Reiz..