NordseeMan

So. Nach einem Jahr bin ich jetzt quasi der Nord-Ostsee-Man 😉
Nach der Langdistanz in Glücksburg vor einem Jahr stand gestern die halbe Ironman-Distanz (1,9 / 90 / 21 KM) in Wilhelmshaven auf dem Plan.
Schon am Freitag Abend sind wir (leider ohne Lisa) in unsere Ferienwohnung in Schortens, gleich um die Ecke von Wilhelmshaven eingerückt.
Leider wurde das Wetter schon auf der Hinreise den Vorhersagen der Wetterberichte gerecht – ab Oldenburg fing es heftig an zu regnen. Über Nacht kam noch starker Wind und sinkende Temperaturen hinzu.
Beim Abholen der Startunterlagen am Samstag Vormittag herrschte im Hafenbecken fast mehr Wellengang als in der Kieler Förde vor einem Jahr. Der kalte Wind kam mit ca. 30 KM/h von Süd / Süd-West. So war ich froh, dass ich noch einen Tag Zeit hatte und nicht über die Kurzdistanz am Samstag ran musste.

Sonntag früh um 7 Uhr war die Welt weitgehend in Ordnung. Mit nur 11 Grad war es zwar recht schattig, aber der Wind hatte nachgelassen und die Sonne ging vor einem wolkenlosen Himmel auf. Die Temperaturen und der Wind sorgten dann auch für allgemeines Gejammer in der Wechselzone. Warme Sachen für das Radfahren wurden, wo vorhanden, bereitgelegt. Ich hatte ich lediglich für eine Radweste entschieden, was im nachhinein richtig war. Viele waren später in Lang/Lang oder mit Arm- und Beinlingen plus Regenjacken unterwegs.

Pünktlich um 9 Uhr setze ich mich mit der ersten Startgruppe in Bewegung, nicht ohne schon vorher einen ordentlichen Hieb Salzwasser geschluckt zu haben. Eine Welle hatte ich irgendwie zu mir verirrt. Der Dreieckskurs war zweimal zu schwimmen und führte zunächst mit dem Wind gegen die aufgehende Sonne. Letzteres machte die Orientierung recht schwer, wenn man keine Füße vor sich hatte. Nach ca 300 K(r)ampfmetern schwammen wir um eine Boje herum – jetzt gegen den Wind. Die Wellen kamen sehr „rubbelig“ und ließen ein rhytmisches Schwimmen kaum zu. Im Gegensatz zur Ostsee, gibt es im geschlossenen Hafenbecken keine Dünung, mit der man schwimmen und atmen kann. So landete beim atmen auch entsprechend viel Hafenwasser im Magen. Hatte ich auf der ersten Runde noch mehr den Eindruck zu ertrinken, und die eine Bleiente im Wasser zu liegen, verging der zweite Durchgang recht schnelle. Ein Gefühl für die wirkliche Geschwindigkeit oder meine Platzierung hatte ich nicht. Um so erstaunter war ich, dass sich in der Wechselzone von der Großteil der Räder befanden.

Hier verlor ich ein wenig Zeit, weil ich zunächst den Neo (wieder) nicht aufbekam und später die Socken und die Weste nicht zügig anbekam. Anderen ging es aber wohl genau so. Später stelle sich heraus, dass ich „schon“ nach 0:37:21h wieder an Land war und als 41. nach unter 40 Minuten auf dem Rad saß. So, what??

Auf dem Rad dauert es immer ein Weilchen, bis sich der Puls beruhigt und ich mein Tempo gefunden habe. In Wilhelmshaven ging es gleich recht zügig an , schon nach wenigen 100 Meter hatte ich an einer Brücke die Befürchtung, dass mir entweder die Lunge oder meine Oberschenkel platzen. Beides traf nun nicht ein und ich konnte beruhigt meine Runden drehen, ohne zu oft überholt zu werden. 5 Runden waren zu absolvieren. Der Wind nach von Runde zu Runde zu und machte uns ebenso wie der eine oder andere, zunächst kurze, Regenschauer, zu schaffen. Auf der letzten Runde kam’s dann heftig von oben. Bis auf die Knochen naß (und kalt) erreichte ich die Wechselzone im Hafen nach 02:44:20h. Das entspricht einem Schnitt von 33,6 KM7h (inkl. beider Wechsel!!). Ich denke, dass war eine der besseren Radzeiten, die ich bislang so abgeliefert habe. Sicher nicht weltberühmt im Vergleich, aber gut für meine bescheidenen Verhältnisse. Schneller als erwartet und in etwa so schnell, wie (bei gutem Wetter) gehofft.

Nach kam der Halbmarathon, meine bis dato Lieblingsdisziplin. Nachdem ich mich mit nassen Socken in die vollgelaufenen Laufschuhe gequengelt hatte lief ich bei strömenden Regen und frischem, böigen Wind auf die erste der 4 Laufrunden. Die Radweste hatte ich angelassen und empfand sie bei zunächst vorherrschendem Rückenwind als zu warm. Das änderte sich nach 1,5 KM, als es auf der Standpromenade gegen den Wind ging.
Die erste Runde lief sich noch recht gut und ohne große Schmerzen. Auf der zweiten merkte ich den Anstieg zur Kaiser-Wilhelm-Brücke schon recht deutlich. Auf der dritten Runde nach ich sie noch fast laufend und auf der letzen Runde ging ich sie hoch. Die Schmerzen in den Beinen waren nun fies und die Sache machte keinen Spaß mehr. Trotzdem lief ich den Halbmarathon, bis auf die wenigen Meter an der Brücke, durch. Darüber bin ich doch ein wenig froh.
Die Laufzeit war mit 1:54:03h wirklich so schlecht, wie erwartet. Unter gesunden Umständen laufe ich den Halbmarathon im Triathlon ca. 25 Minuten schneller, was mich in diesem Fall so richtig nach vorne katapultiert hätte.
So beendete ich den vorletzten Saisonwettkampf erst nach 05:15:45h auf Platz 96 bzw. Platz 16 in meiner Altersklasse (Schwimmen Platz 7 / Rad 12. / Laufen 13.)

Die Rückfahrt und die letzte Nacht waren von sehr schweren Schmerzen geprägt, die sich heute im Laufe des Tages fast in Nichts auflösten und nur einen gesunden Muskelkater in den Oberschenkeln vom radeln zurückließen. Auf irgendein Training habe ich dann heute verzichtet 😉

Am kommenden Sonntag endet die Saison mit der Mitteldistanz in Köln, während der ich wohl wieder leiden, schimpfen und mich zum wiederholten Male fragen muss: „Warum tust du dir den Scheiß an?“.