Tag 15: Gairloch – Inverness

Irgendwie fühlt es sich an, wie schon wieder gestrandet. Kein Wunder. Es hätte auch Schiffbruch werden können.

Zum Glück war ich nach der Fahrt gestern gut K.O. und konnte recht schnell in den Schlaf kommen, nachdem mir wieder warm war. Nicht ohne ohne vorher noch Beinlinge, Socken und ein langärmliges Sportunterhemd zusätzlich im Schlafsack mit angezogen zu haben.

Unruhig wurde es so ab zwei Uhr, als der Sturm weiter an Stärke zunahm. Um 5 Uhr war ich gänzlich wach, um halb sechs auf den Beinen. Zuerst habe ich mir überleget, dass es wenig sinnvoll ist, den bisherigen Plan weiter zu verfolgen und auch heute der Küste süd-westwärts in Richtung Isle of Skye zu folgen. Das wären tatsächlich knapp 80 sehr bergige Kilometer gegen den Wind und nur 30 mit überwiegendem Seitenwind. Die Alternative: 120 KM Seitenwind in entgegengesetzter Richtung bis in die Nähe von Inverness in der Hoffnung, dass es dort trockener ist.

Anschließend das Übliche: Frühstück mit ordentlich Kaffe, Rührei, Bohnen und Brot. Warten, dass der Regen eine Pause macht und auch der Wind mal kurz neue Luft holen muss. Bis dahin habe ich alles soweit im Zelt eingepackt, dass nur noch die Außenhaut vom Zelt steht. In einem günstigen Moment habe ich sie im zweiten Anlauf tatsächlich verpacken können.

Die fünf Kilometer zurück nach Gairloch gingen direkt und mit voller Wucht in den Gegenwind. Dem kann man natürlich auch Positives abgewinnen: Du brauchst nicht so viel atmen – der Wind drückt Dir den Sauerstoff so rein 🤣🤣

Fotos von unterwegs gibt es nicht. Die Kamera blieb wasserdicht verpackt in den Packtaschen. Das war auch gut so. Es schüttete, was vom Himmel kam. Nicht so, wie ich es vor vier Jahren hatte, als sich das Wetter alle paar Minuten änderte. Auf dem Campingplatz waren Zelte weggeflogen oder eingeknickt und auf der Straße lagen abgebrochene Äste und Bäume.

Nach gut 30 Kilometern hielt neben mir ein englisches Wohnmobil aus dem ich gefragt wurde, ob sie mich in die nächste Stadt mitnehmen könnten. Dem konnte ich nicht widerstehen und so haben wir uns auf dem nächsten Parkplatz getroffen, um mich und meine Klamotten zu verfrachten. Dabei stellte es sich heraus, dass es sich um ein Paar aus Freising im Urlaub handelte. Sie hatten mich bereits gestern ein paar mal gesehen. Auf dem selben Campingplatz waren wir auch. Heute hatten sie nun so richtig Mitleid mit mir und sind zweimal umgekehrt, nachdem sie bereits an mir vorbeigefahren waren.

Die beiden hatten geplant, auch in Richtung Skye fahren und haben sich dann doch für Inverness entschieden. Während ich den Boden volltropfte, das Sitzpolster wässerte und vor mich hin zitterte, verging die Zeit beim Schwätzchen im Flug. In Inverness habe ich, nachdem mich die beiden hilfsbereiten und äußerst freundlichen Menschen entlassen hatten, mir das erstbeste B&B, welches noch ein Zimmer hatte, gekrallt und habe mich zum Aufwärmen ins Bett gelegt. Genau genommen liege ich mit zwei Unterbrechungen noch immer drin….

Im Moment ist es trocken und der Wind hat wohl an Stärke abgenommen. Da ich es nun nicht mehr weit zurück zum Auto habe, werde ich mich die nächsten Tage je nach Wetterlage ein wenig treiben lassen und nur wenige Kilometer fahren. So bleibt mit Sky noch etwas auf meiner To-Do-Liste stehen.

Morgen fahre ich am Loch Ness entlang bis ca. Fort Augustus.

Print Friendly, PDF & Email