Tag 6: Ardrishaig – Oban

Vor ein paar Wochen war ich mit dem Radel in „Oben“, heute in „Oban“. Ha ha ha….

Die beiden Ortsnamen klingen ausgesprochen ganz ähnlich, liegen aber ein paar Kilometer von einander entfernt. Nordstrand nach Schottland…

Heute früh lag meine Wäsche frisch gewaschen und getrocknet bereit, als ich um halb 8 zum Frühstück ging. Die Kalorienzufuhr und Regulierung des Flüssingkeitshaushalts gestern Abend haben mir gut getan und in Zusammenarbeit mit dem weichen, viel zu warmen Bett für einen guten Schlaf gesorgt.

Die Menschen, die ich bisher getroffen habe, beklagten sich zumeist über die große Hitze, die Schottland aktuell heimsucht. Das geht irgendwie an mir vorbei. Klar, wenn es mal über 20 Grad sind, dann wird es schon etwas arg warm unter dem Helm und solange ich mich bewege, sind auch 13 oder 14 Grad ganz OK. Wenn ich zum Stehen komme, habe ich es gerne wärmer.

Na ja. Heute früh musste auch Mandy zufrieden sein. 11 Grad, dicke Wolkendecke und etwas Wind. Der trieb mich gut 20 Kilometer vor sich her. Mal über eine mässig befahrene Straße, mal an beschaulich an einem Kanal entlang dann abbiegend 6 Kilometer durch ein Naturschutzgebiet. Nur um schließlich wieder auf die Haupstraße einzubiegen. Nächster Abzweig in 32 Kilometern.

Noch 50 Kilometer to go. Wie nicht anders zu erwarten führten die mich zurück in Richtung Küste und wurden wieder herausfordernd. Challenging, sagen wir Engländer. Nicht so schlimm wie in den ersten Tagen, nur selten hatte ich mehr als 10% Steigung. Vielleicht habe ich mich auch schon mehr daran gewöhnt. Zumindest schalte ich ziemlich früh auf kleinste Gänge herunter und strample dann in froher Erwartung, wie lang der Anstieg wird, stoisch hoch. Autofahrer von hinten reihen sich gerne ein und warten geduldig, bis sie entweder überholen können oder ich ein Zeichen gebe, dass sie es gefahrlos tun können. Ein kurzes hupen zum Dank oder ein Daumen hoch sind dann die Regel. Wie ich es schon vor vier Jahren erlebt habe, werden Radfahrer hier respektiert. Niemand pöbelt oder hupt. Bespuckt oder durch unnötiges Scheibenwaschen gleich mit geduscht, wurde ich in England auch noch nicht. Was manchen wohl mehr Spaß macht ist, mit Karacho durch große Pfützen zu fahren…

Landschaftlich gab diese Strecke nur wenig Neues preis. Ähnliches findet man durchaus auch in deutschen Mittelgebirgen.

Kurz vor dem Campingplatz habe ich mir noch selbst ein Ei ins Nest gelegt. Anstatt zunächst durch die Stadt hindurch zum Hafen zu fahren und von dort aus entspannt eine schmale Küstenstraße zu nehmen, habe ich mir noch ein paar Höhenmeter gegönnt. Warum einfach, wenn es auch schwer geht.

Der Campinspot: Traumhaft am Sound von Kerrera gelegen. Sehr einsam und mit entsprechender Ruhe um mich herum. Es waren nur wenige Zelte und Wohnmobile hier, die sich großzügig für den den weitläufigen Platz verteilen konnten. Interessant zu beobachten ist, wie völlig egal es vielen Engländern zu sein scheint, welche Neigung das Zelt hat. Ankommen, aufbauen fertig. Gleich wie schräg der Stellplatz ist. Ich persönlich würde ja gerne noch mit der Wasserwage nach einen ebenen Untergrund suchen 😉

Nach der obligatorischen Dusche und Nutzung von Waschmaschine und Trockner musste ich noch einmal zurück nach Oban radeln um ein wenig Geld und Lebensmittel für heute und morgen nachzukaufen. Ich glaube, das Städtchen ist einen weiteren Besuch wert.

Unter anderem fanden neben frischen Nudeln zum anbraten, Bratwürstchen und Paprika auch einige Dosen Bier den Weg zu meinem Zelt. Die Sonne kam noch ein wenig heraus während ich mein Essen kochte. Ein gelungener Abend an dem sich die meisten Midges auch ohne Chemiewaffeneinsatz von mir fern hielten und die Leute ein Zelt weiter penetrieren. Die saßen vermummt oder mit Kopfnetzen geschützt vor ihrem Zelt. Das sah schon ein wenig ulkig aus.

Beide waren extrem lecker!

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