Trainingslager im Münstertal

Samstag, 07.05.2011 – Höhenmeter anstatt Ruhetag
kurz vorm „K…“
Reisetag ins hausgemachte Trainingslager. Christine wird die eine Woche nutzen um auszuspannen und hoffentlich ihre Krankheiten in den Griff zu bekommen, für mich ist es die Vorbereitung für die Transalp. Ich will und muss Höhenmeter und Kilometer sammeln.  Um 7 Uhr sind wir zuhause losgefahren, mit der Sonne der Sonne entgegen. Nach knapp 6 ½ Stunden konnten wir unsere FeWo in Münstertal beziehen.
Auf dem Weg von Freiburg bis ins Münstertal lotste uns das Navi über eine zwar traumhaft schöne aber steile Strecke über den Schauinsland.  Beim 18%-Schild sagte ich zu Christine „hier kriegst Du das Kotzen, wenn du hier hoch musst“.
Na ja – ich musste einfach da hoch, und zar noch am selben Nachmittag. Ich bin zwar nur knapp 54 KM gefahren – für die habe ich aber auch 2:23h gebraucht. 1360 Höhenmeter . Nach knapp 4 KM bergauf musste ich kurz halten, um den Puls wieder unter Kontrolle zu bringen. Den ersten Anstieg bin ich wohl etwas zu ambitioniert angegangen.

Leider haben wir hier in der FeWo keinerlei WLan oder Mobile-Netz, so dass ich die kommenden Einträge erst später hochladen kann.

Sonntag, 08.05.2011 – Muttertag
Für heute hatte ich mir eine 110KM-Runde mit 870 HM in den Trainingsplan eingetragen. Überwiegend flach in der Rheinebene und mit Anstiegen auf der zweiten Hälfte. Bei weit über 25 Grad in der Sonne hielt ich schon frühzeitig nach einer Tankstelle Ausschau, an der ich Getränke zukaufen konnte – Fehlanzeige. Erst auf den letzten 10 KM kam ich in den Genuss einer kalten Cola, die mir noch ein wenig Energie für die letzten 200 Höhenmeter nach Hause gab.
Die Route heute führte zunächst überwiegend flach über Wirtschaftswege in der Nähe des Rheins entlang Richtung Süden durch Felder und Weinberge. Zurück über Berg und Tal, wobei ich einen Berg zweimal hochfuhr, weil mich das Navi (oder ich) auf die falsche Fährte gelockt hatte. Meinen Durst wagte ich zunächst nicht an einen der Brunnen in den Ortschaften zu löschen, weil immer „Kein Trinkwasser“ dran stand. Kurz vor Staufen war es mir dann aber doch zu blöd. Ich kühlte mich ab und trank auch ein paar Schlucke.
Für die nächsten Tage ist ähnlich warmes und sonniges Wetter vorher gesagt. Da muss ich meine Ernährungsstrategie noch ändern – zumal sich auch die Streckenlänge bzw. vorrangig die Anzahl der Höhenmeter nach oben verschieben.
Montag, 09.05.2011 – die schöne Runde
Bei anhaltend schönem und warmem Wetter bin ich wieder gegen 10 Uhr losgeradelt.  Laut Plan lagen gut 110 KM und 2000 Höhenmeter vor mir. Zu allererst wieder dieser ätzende Anstieg zum Schauinsland, der drittgrößte Berg nach Feldberg und Belchen. Und gut 700 Höhenmeter über unserer Wohnung gelegen. 12 KM lang war der Aufstieg mit einer kleinen Schleife heute. Das fieseste Stück lauert allerdings auf den ersten 5 KM bis hoch nach Stohren. Dort angekommen, kann Dich nichts mehr schrecken. Auch heute musste ich nur 500 Meter vor Stohren von Rad – sonst wäre hyperventilierend umgekippt. Der Schweiß lief mir in Bächen den Körper runter und es dauerte einige Minuten, bis ich weiter fahren konnte. Deprimierend, obwohl ich am Samstag schon früher abgestiegen bin.
Nach dem endlosen Aufstieg kam eine ebenso lange, rasante Abfahrt herunter bis Kirchzarten, ab da immer leicht bis mäßig ansteigend über St. Märgen nach St. Peter. In St. Märgen hat mich wieder eine vielleicht 400 Meter lange Steigung mit über 13% erwischt. Diesmal konnte ich nicht absteigen – zu viele Menschen  ;-)). Es war wohl gerade Schulschluss und so waren viele Kinder und Mütter gerade an dieser Straße unterwegs. Absteigen wären zu peinlich gewesen.
Ab St. Peter ging es locker und zügig durch Freiburg und wieder Richtung Schauinsland. Auf etwa der Hälfte rechts ab über Horben nach Staufen. Das letzte Stück fordert mich mental. Von Ortseingang Münstertal bis zu unserer Wohnung sind es noch gut 7,5 KM – auch die immer leicht ansteigend. Vorteil heute: ich hatte meinen Trinkrucksack und eine Radflasche dabei. In St. Märgen habe ich Cola und Wasser nachgetankt und unterwegs noch zwei Gels gegessen. Daher war ich zuhause recht frisch und wir konnten nach in Freiburg bummeln. Das zusätzliche Gewicht auf dem Rücken war OK, allerdings tut mir ziemlich der Hintern weh.
Dienstag, 10.05.2011 – Der Hausberg ruft, und verliert.
Blick vom Schauinsland auf den Feldberg
Der Schauinsland scheint mein Hausberg zu werden. Die heutige Strecke über erneut 112 KM und diesmal 2311 Höhenmeter begann erneut mit dem fiesen Teil. KO-Sieg heute für mich. In einem Rutsch nach oben hin und der Puls lag in der Spitze 13 Schläge niedriger als gestern!
Bis St. Märgen war die Strecke in etwa identisch mit der gestrigen, dort ging es dann rechts ab über viele kleine Wirtschaftswege und mehr kleinere Anstiege und Abfahrten nach Titisee-Neustadt. Schon kurz danach begann die Kletterei hoch zum 1.233 Meter hohen Feldberg. Die Steigung war durchweg moderat nur halt elendig lang. Im Grund habe ich wohl Glück mit der Wahl der Jahreszeit, denn selbst die Bundesstraße ist derzeit noch recht wenig befahren. Abseits der Hauptstraßen allerdings kann man die Ruhe so richtig genießen und Sauerstoff atmen. Dem Feldberg konnte ich wenig abgewinnen. Dennoch wird er mir wohl in positiver Erinnerung bleiben. Just auf der Passhöhe habe ich kurz angehalten um mit Lisa zu telefonieren, die gerade eben ihr mündliche Abi-Prüfung und damit wohl auch das Abitur bestanden hatte! Glück auf!
75 KM hatte ich bislang auf dem Tacho. Die kommenden gut 15 KM vergingen im Wortsinn um Flug. Das macht Spaß und setzt Endorphine ohne Ende frei. Zumal ich es auf der breiten Bundesstraße ohne Verkehr wirklich gut gehen lassen konnte.
Irgendwann steht man dann doch wieder vor einer Wand. Diesmal der Aufstieg zum Wiedener Eck. So ca. 12 KM werden das gewesen sein. Bei Steigungen um die 3-6% auf gut zu fahren, aber wieder nicht enden wollend. Die darauf folgende Abfahrt entschädigte trotz des etwas schlechten Straßenbelags und (oder geraden wegen) der engen Kurven dafür vollends. Ein weiteres Plus: Die Tour endete diesmal direkt nach der Abfahrt vor unserer Haustür, ohne die lange Ortsdurchfahrt.
Das Wetter schlägt um. Die Sonne verkrümelt sich. Gewitter, sinkende Temperaturen und Regen sind für Mittwoch und Donnerstag vorhergesagt.
Ich hoffe, dass ich den für morgen geplanten Ruhetag auf Donnerstag verschieben und noch eine lange Einheit bei nicht zu viel Regen fahren kann. Am Freitag soll es dann wieder sonniger und wärmer werden, so dass der Königsetappe wohl nichts entgegen steht.
390 KM und rund 6500 Höhenmeter von Samstag bis heute.
Mittwoch, 11.05.2011 – 5 Tage ohne Internet
Geht ja gar nicht! Oder irgendwie doch. Ich glaube wenn ich mich tagsüber nicht mit radeln beschäftigen würde, würde mir hier (und an jedem anderen Urlaubsort auch) die Decke auf den Kopf fallen. Wäre ja schade. Um die Decke.
Unter anderem deswegen bin ich heute früh im Regen losgefahren. Schön warm angezogen. Weil es ja nur 14 Grad hatte. Nach 5 KM habe ich mir die Regenjacke übergezogen – Regenschuhe hatte ich schon an.
Nach 7 KM der erste Anstieg. Es wurde unangenehm heiß unter der Regenplane. Also wieder ausgezogen und „nur“ im Langarmshirt weiter. Der Regen tröpfelte nur noch, das meiste Wasser kam von der Straße. Nachdem der erste Berg überwunden war, wurde es auf der Abfahrt recht frisch, danach Richtung Süden immer wärmer und sonniger. Nach gut 60 KM hatte ich Rheinfelden erreicht, der südlichste und tiefste Punkt der heutigen Runde. Zeit, die Regenüberschuhe auszuziehen und auch nur im Unterhemd weiterzufahren, denn jetzt wurde es auf dem Rückweg wieder bergiger.  Die Strecken sind hier, ich kann mich nur wiederholen, einfach traumhaft. Warum bin ich nicht früher darauf gekommen? Ganz einfach, weil ich mich nicht anstrengen wollte. Jedenfalls nicht so. Immer diese öseligen Anstiege. Wieder bis zu 12 KM lang und kein Ende in Sicht. Auf den langen Abfahrten wurde es frisch. Also wieder anhalten und das Langarmshirt wieder überziehen. Bergauf: Handschuhe an (Schweiß), bergab : Handschuhe aus. Zu guter Letzt kamen die beiden Anstiege nach Todtmoos und zum Belchen/Wiedener Eck, die mich auch mental etwas forderten. Die letzte 9 KM lange rasante Abfahrt (wie gestern) entschädigte wieder für den ganzen Tag, zumal es den Rest des Tages trocken geblieben ist. Den geplanten Ruhetag habe ich auf morgen verschoben – alles richtig gemacht soweit.
Der Muskelkater hält sich nach wie vor in Grenzen. Klar, sind die Oberschenkel etwas sehr angespannt, stört aber beim Fahren nicht. Heute hatte ich lediglich etwas mehr als die letzten Tage „Rücken“ – was aber wohl an dem Rucksack liegt.
145,7 KM – 2.790 HM – genau 6:00h
5 Tage internetfrei sind trotzdem lästig. Zudem kommt, dass wir in der FeWo und in einem Umkreis von ca. 400 m auch keinen Mobiltelefonempfang haben. Einen überwiegenden Fernsehverweigerer wie mir könnte es also passieren, dass die Welt um mich herum bereits untergegangen ist, und niemand mehr da ist, der dieses Geschreibsel liest, wenn ich es erst mal hochgeladen habe  ;-))
Mehr Schwarzwald geht nicht – sagt der Rennrad-Reiseführer!
Donnerstag, 12.05.2011 – Ruhetag
Alles richtig gemacht. Heute war es den ganzen Tag über kalt und regnerisch. Genau das richtige Wetter, um uns in das Badeparadies in Titisee-Neustadt zurückzuziehen. Den ganzen Tag über haben  wir faul in der Wellnessoase unter 180 Palmen oder wahlweise im 33 Grad warmen Wasser herumgelegen und einfach nichts gemacht. Das war auch gut so. Die Oberschenkel waren doch sehr angespannt und arbeitsunwillig.
Morgen geht es auf die Königsetappe über 140 KM und drei Bergen.
Freitag, 13.05.2011 – Königsetappe
Trotz strahlendem Sonnenschein war die Motivation heute früh nicht so berauschend. Lag es an den niedrigen Temperaturen oder an der demotivierenden Aussicht, den Schauinsland als letztes und diesmal von der Kirchzartener Seite hinauffahren zu müssen? Man weiß es nicht.
Zunächst ging es also einigermaßen warm und dennoch zu frisch angezogen leicht bergab bis Staufen, von dort aus etwas wellig, aber wenig fordernd durch Freiburg. Von dort aus weiter leicht bis mäßig ansteigend bis St. Peter und ohne Unterbrechung bis auf den Kandel. Die Passhöhe liegt bei 1164 HM und war nach 58 KM erreicht. Ein schönes Stück Arbeit. Oben war es schweinekalt und diesig, kein lohnenswerter Aufenthalt an diesem Tag.
Die folgende ca. 12 KM lange  Abfahrt war aufgrund der kalten Temperaturen um 16 Grad, was durch den Fahrtwind natürlich noch kälter empfunden wurde, vor allem aber wegen des schlechten Asphalts einfach nur eklig. Im freien Fall bis auf 246 Meter ü.N. Unten in Waldkirch habe ich mich 10 Minuten in die Sonne gestellt, um wieder auf Betriebstemperatur zu kommen.
Irgendwo lauert immer ein Berg
Auf den folgenden 30 KM ging es irgendwie immer bis auf 966 Meter bergauf. Ob das Ding einen Namen hat, weiß ich auch noch nicht. Auf jeden Fall habe ich auf diesem Stück eines der schönsten Streckenabschnitte aller Touren durch ein Flusstal gefahren.  An der höchsten Stelle angekommen war ich nach genau 100 KM irgendwo zwischen St. Märgen und Titisee.
Nun lauerte „nur“ noch der Scharfrichter. Der Schauinsland. Zweimal bin ich das Stück vom Pass nach Kirchzarten bislang heruntergefahren, einmal mit dem Auto hoch. Mit dem Rad wollte ich das nicht so unbedingt ;-). Zu dumm, dass es nur wenige Wege in das Münstertal gibt. So gab es kein entfliehen.
16 KM Anstieg auf 1152 Meter – was soll ich dazu noch schreiben.
Die kurze steile Abfahrt macht e wegen der vielen engen Kurven und der Temperaturen auch nicht so richtig Laune.  Ich war froh, nach 141 KM und über 6 Stunden reiner Fahrzeit wieder zuhause zu sein.
Nach einer schönen wie anstrengenden, aber nicht überfordernden Woche kann ich folgendes Fazit ziehen:
          Vor 25 Jahren waren wir das letzte Mal im Schwarzwald – warum nicht eher??
          Die 6 Trainingseinheiten über
          677 KM mit
          12.644 Höhenmeter in
          28 Stunden haben nicht nur
          16.000 Kcal verbraten sondern waren
          unter dem Strich ein lohnenswertes Trainingslager für die bevorstehendeTransalp und die Triathlons.
Das Laufen ist wie das Schwimmen erwartungsgemäß zu kurz gekommen.

Nach dem letzten Training habe ich Knie (links), Handgelenk (rechts) und Rücken. Der Allerwerteste tut mir an zwei Stellen auch ziemlich weh. Alles vermutlich nichts so Dolles.

An der Ernährung für die Transalp muss ich noch feilen. Ich trinke und esse – wie im wirklichen Leben – zu wenig.

Die Location ist (bei schönem Wetter) wahrscheinlich eines der lohnendsten Radtrainingsgebiete in Deutschland. Interessant dürfte auch ein Aufenthalt auf der anderen , französischen Rheinseite allemal sein.