Alle 11 Jahre verliebt sich ein Radfahrer

E stimmt tatsächlich! Ziemlich genau sind 11 Jahre vergangen, seit ich mir mein letztes Rennrad gekauft habe. Der „Rote Büffel“ kam am 28.Dezember 2007 zur Welt. Verliebt bin ich noch immer. Auch, oder besonders,  wenn der Büffel kein Rad für jeden Tag ist. Bei einer sehr kompakten Sitzposition trete ich eine hohe Übersetzung, die alles andere als bergtauglich ist. Ich fahre das Rad zumeist nur, wenn ich mir bereits eine gute Kondition antrainiert habe. Also weder im Winter noch im Frühjahr 😉

19.133 Kilometer hat er bislang auf dem Buckel. Nicht viel –  er wird noch lange halten, zumal er auch nur einen einzigen leichten Sturz beim Ironman Kärnten hinnehmen musste, die dem Carbonrahmen offensichtlich nicht geschadet hat.

Das Kleine Schwarze geht derweil auf die 50.000-Kilometer-Grenze zu und wird im Januar 14 Jahre alt. Genau das ist das Problem: Ich hatte ja in den letzten Monaten darüber berichtet, dass es kaum noch originale Ersatzteile für meinen Liebling gibt. Letztens musste ich die Kettenblätter, Ritzel und Umwerfer der Shimano-Ultegra-Gruppe auf die 105-er-Gruppe herunter reduzieren. Das sieht nicht gut aus -mir blutet das Herz!

Unabhängig davon, aber leider nahezu zeitgleich, gelang es mir, meinen Arbeitgeber davon zu überzeugen, „Jobräder“ anzubieten. Das ist eine coole Sache und ich dachte mir, dass wir es unseren Mitarbeitern anbieten sollten. Es kostet dem Arbeitgeber nicht mehr als einen einmaligen Verwaltungsaufwand und spart dem Arbeitnehmer ca. 23-25% gegenüber dem Barkauf eines Neurades. Details zur Kalkulation für Arbeitnehmer gibt es hier. Keine Fallstricke und versteckte Kosten. Mittlerweile bieten über 5.000 Radhändler in Deutschland Jobräder an. Du bezahlst 36 Monate lang die Leasing Rate als Gehaltsumwandlung und versteuerst 1% des Listenpreises (letzteres fällt als 01.01.2019 auch noch weg). Die Ersparnis kommt durch reduzierte Lohnnebenkosten und Steuern zustande.

Ende August habe ich mich verliebt. Bei den Schraubern meines Vertrauens sah ich ein Rennrad. Nicht irgendeines sondern das „Strada“ von 3T. In Rot. Karsten hatte es gerade aufgebaut und in den Ausstellungsraum gestellt. Es steht dort auch heute noch; ich konnte es mir bei einem Preis von über EUR 8.000 nicht leisten 😉

Aber: es gibt eine Schwester oder einen Bruder dazu. Und genau das Rad habe ich mir bestellt. Das „EXPLORO„, ebenfalls aus der italienischen Schmiede von 3T,  folgt einem anderen Konzept und hat ein anderes Ziel. Es ist ein Gravelrad. 

 

Ja ich weiß. Ich habe mit dem TREK Adventure, meinem Reiserad, bereits eines im Stall stehen. Die „Trägerrakete“.
Stabil, robust und mit 2 Gepackträgern ausgestattet. Es fühlt sich mit den profilierten Reifen auf 29″-Rädern nicht nur auf der Straße sondern vor allen daneben wohl.
Gravel = Schotter, Sand; unfestigte Fahrwege. Auch das EXPLORO mag eher die Wege abseits befestigter Straßen. Es ist das erste Aero-Gravelbike weltweit, will also Windstrom optimiert schnell sein – und damit auch auf der Straße. Nur hier kann es eben diesen Vorteil ausspielen. 

Im Gegensatz zum TREK ist das EXPLORO ein Carbonrad. Es kommt vergleichsweise leicht daher. 8,95 KG wiegt es mit Pedalen und dem ganzen Gedöns. Natürlich ist es damit noch kein Leichtgewicht im allgemeinen Vergleich, aber in meinem Fuhrpark schon.

Die herausragende Besonderheit neben dem aerodynamisch in Taiwan gebackenen Carbon-Rahmen ist die Möglichkeit, dass das EXPLORO sowohl breite MTB-Räder (und -Reifen) als auch schmalere Rennrad- bzw. Cross-Laufräder problemlos aufnehmen kann. Damit findet es sich sowohl in schwerem Gelände als auch auf dem Asphalt gut zurecht.

Neu ist auch das 1×11 Schaltgetriebe. Für mich jedenfalls. Nur 11 Gänge. Das hat mich lange überlegen lassen, ob es mir taugen wird. Nun ist es aber so, dass sich bei Getrieben mit Mehrfach-Kettenblättern die Übersetzungen oft überschneiden bzw. nahezu identisch sind. So hat man nominell beispielsweise 22 Gänge, tatsächlich sind es aber weniger, bzw. eben welche, bei denen man den Unterschied kaum merkt.

OK. Also versuche ich das mal. Man muss ja zu allen Seiten offen sein. Die Übersetzung von 44 x 10-42 wird (hoffentlich ;-)) mindestens für die Erdverwerfungen im Teutoburgerwald tauglich sein. Wenn nicht (und da zitiere ich Christoph, den zweiten der beiden Schrauber meines Vertrauens): „Wenn Du nicht die Beine hast – musst Du sie trainieren„. Wohl wahr…

Als Vorteil wird vom Hersteller „SRAM“ auch angepriesen, dass man nur einen Schalthebel zu bedienen hat und somit „Ausgleichsschaltungen“ entfallen. Wenn ich bei Mehrfach Kettenblättern beispielsweise herunterschalte, ist es meistens notwendig, die Ritzel hinten hochzuschalten, damit ich nicht abrupt ins Leere trete. Ich habe mich bei meinen SHIMANO-Schaltungen über die Jahre daran gewöhnt und es ist meistens auch kein Problem. Das funktioniert ohne darüber nachzudenken.

Lange Rede, kurzer Sinn. Mit 6 Wochen Verspätung ist es am Mittwoch nun also eingetroffen. 

„Mr. T“