Aus der Mitte des Lebens

Das war meine Karwoche

Baden ist gerade nicht so das Thema. Die Schwimmbäder sind bis mindestens 19. April geschlossen und im Zweifel führt auch der See kein Wasser, selbst wenn man über einen Neoprenanzug verfügt.  😉

Montag
Die Sonne scheint aus voller Kraft ins Homeoffice. Kaum auszuhalten. Es drängt mich hinaus – geht aber nur kurz zwischendurch. Auch, um die Schildkröten ins Gehege zu lassen. Die sind noch sehr träge und fressen kaum.
Zwischendurch beschließe ich, die ausfallenden Schwimmeinheiten in der Mittagspause in eine eine „Corona-Homeoffice-Mittagspausen-Runde“ auf dem Fahrrad umzuwandeln. 20,2 Kilometer sind schnell gemacht. Mit umziehen und duschen danach passt das genau in eine Stunde Mittagspause – wenn ich schnell fahre :-). Heute hat das schon Mal geklappt. Der rote Büffel hat zum ersten Mal seit über 8 Monaten den Weg auf die Weide gefunden. Die ungewohnte Sitzposition und „volle Pulle“ fordern ihren Preis. Die Beine brennen. Später habe ich Knie… Einem 31,2-er Schnitt muss Tribut gezollt werden. So what…
An der Einkaufsfront ändert sich wenig: Seit 4 Wochen ist weder Hefe noch Toilettenpapier im Markt meines Vertrauens zu haben (vielleicht komme ich ja zu ungelegenen Zeiten?) – die Nudeln wachsen gerade wieder nach. Allerdings brauche ich derzeit weder Papier noch Nudeln und das Backen ist auch im normalen Leben nicht mein allergrößtes Hobby. Aber: Kaufen würde ich schon… Reflexe eben.
Um den Markt betreten zu dürfen, muss JEDER einen Einkaufswagen mitnehmen – gleich ob er etwas kaufen will, oder nur zur Begleitung dabei ist. Entsprechend lang sind die Schlangen vor der Kasse. Die Anzahl der verfügbaren Einkaufwagen wurde ebenfalls reduziert und limitiert. Der Einkaufswagen vom ALDI darf den Markt des REWE auf demselben Gelände nicht befahren.
Lange Schlangen auch in der Post – ohne Einkaufswagen. Alles gut.
Ich begrüße und unterstütze die Maßnahmen der Regierung, der Behörden und Betriebe ohne Wenn und Aber.
Wer es noch immer nicht verstanden hat, was eine Pandemie ist: Claus Kleber erklärt es hier noch einmal im „Heute Journal“

Ex-Pastor Keding in der Straße nebenan spielt jeden Abend um 19:30 Uhr Trompete, einige Nachbarn singen dazu. Das rührt mich. Danke dafür Reinhard!

Dienstag
Ich habe Knie, als ich aufstehe. Das hält sich bis zum Nachmittag. Die Sonne scheint wieder, aber durch die geöffneten Fenster weht ein kalter Wind. Heute drängt mich weniger der Gedanke an das schöne Wetter als die Verzweiflung über meine Internetqualität hinhaus. Ich könnte schreien und schwöre nicht zum ersten Mal, das ich Vodafone im übernächsten September abwähle. Bestimmt! Garantiert! Alter….!
Seit dem späten Vormittag nehmen die Internet-Abbrüche zu. Immer wieder muss ich alles neu starten und überlege, wieder ins Büro umzuziehen.
Im Homeoffice fange ich auch wie immer um kurz nach sieben Uhr mit der Arbeit an. Manchmal mit einem virtuellen Kaffee mit meinem Kollegen Thorsten (das tun wir sonst an jedem Morgen im wirklichen Leben) – aber der ist in dieser Woche im Urlaub. Also kann ich um 16:50 Uhr mit einem guten Gewissen auf dem „kleinen Schwarzen“ sitzen. Kalt und windig ist es, noch ist die kurze Runde von gestern nicht verdaut. Das liegt vielleicht auch an meiner sparsamen Ernährung. Morgens etwas Toast und über den Tag je eine Banane und ein „Appel“, wie Schwiegermutter Gisela sagt,  ist nicht so furchtbar nachhaltig, wie es scheint. Abnehmen tue ich trotzdem nicht.
Von „Knie“ ist nichts mehr zu spüren. Spaß fühlt sich trotzdem irgendwie anders an.

Gerne würde ich nebenberuflich oder ehrenamtlich helfen. Aber momentan ergibt sich noch nichts. Auf „www.daslandhilft.de“ habe ich mich jedenfalls registriert.

Mittwoch
Endlich Bergfest! Der Tag beginnt mit weiteren Internet-Störungen am frühen Morgen. Dann lief es erstmal. Ab Nachmittag und auch am Abend lag dann wieder alles in Schutt und Asche. Nervig.
Muckelig warm war es heute. Quasi kaum Wind – da lockte die Corona-Homeoffice-Mittagspausen-Runde. Über die wollte ich gerne wieder mit dem Roten Büffel reiten – aber der stand mit plattem Hinterrad im Stall. Der Mantel ist stellenweise ziemlich zerbröselt. Na ja, Im Grund hat er sich wohl kaputt gestanden, wobei knappe 7.000 Kilometer in drei Jahren auch noch OK sind. Im Budget standen keine neuen Pneus ;-). Immer wieder derselbe Scheiß… Für den Preis bekommt ja schon mal einen billigen PKW-Reifen…
Das Kleine Schwarze musste also ran, obwohl es auch technische Probleme zu beklagen hatte. Dafür bin ich die Runde 22 Sekunden schneller als am Montag gefahren. Strike!

Für den Abend hatte ich mir Pflege-, Reparatur- und Wartungsarbeiten in den Trainingsplan geschrieben. Das ging in der Sonne ganz gut. Nicht nur das Kleine Schwarze, auch Ms. T bekam ihre Wellness- und Streicheleinheiten. Beim Kleinen Schwarzen saß das Ritzelpaket am Hinterrad nicht ganz fest und verursachte ein nerviges Quietschen. Hat ein bissl gedauert, bis ich die Ursache gefunden hatte… Aber mein zweiter Vorname ist ja „Geduld“!
Bei beiden mussten einige Schrauben nachgezogen werden, mal abgesehen von der Reinigung der Ketten und Zahnkränzen.

Donnerstag
Der Tag tröpfelte so dahin, irgendwie. Immerhin verzeichnete mein Homeoffice den ganzen Tag nicht einen kompletten Internet Abbruch!
In der Mittagspause wollte ich dann eigentlich Saskia überraschen und zum Geburtstag gratulieren. Getroffen haben wir uns zufällig in Versmold, jeder in seinem Auto. Das Gratulieren fand dann also auf dem Parkplatz des Getränkemarkts ihres Vertrauens statt.

Sport fällt heute aus. Ich hab ein wenig „Knie“ und mir außerdem eine gebrauchte Vitrine im Internet gesichert, die ich aus Dorsten abhole. Keine Details darüber an dieser Stelle. Ich sag mal so: wir müssen uns noch aneinander gewöhnen…
Jedenfalls bin ich unerwartet an dem Restaurant meines „Kochhelden“ Frank Rosin vorbeigefahren

Freitag
Der Tag fühlte sich nach dem Aufstehen zunächst ziemlich gebraucht an. Müde und kaputt fühlte ich mich. Die Sonne schien zwar, aber es war durch den Nordwind sehr kalt.
Car-Freitag 
So zumindest schien es zu sein als ich mich nachmittags mit dem Kleinen Schwarzen in die „Borgloher Schweiz“ aufmachte. Es waren erneut sehr viele Motorräder und Autos auf den wenigen Schleifen des Teutos unterwegs. Radfahrer natürlich auch. Zu einen großen Teil welche mit Winterjacken, sehr aufrechter Sitzhaltung und permanentem Licht am Rad: E-Biker… Geschwitzt haben die kaum, im Gegensatz zu denen, die kurz-kurz fuhren und schneller unterwegs waren.

Mit einer Schleife über Holperdorp sind es doch noch 68 Kilometer geworden. Kühl, aber sonnig – die ersten Streifen zeigen sich auf der ansonsten noch weißen Haut.
Die Wartungsarbeiten am Rad haben sich gelohnt. Kein Quietschen, Klappern oder Rasseln mehr 😉

Samstag
Seit gestern bin ich im Trainingslager im Sauerland. Oder im Harz. Das war jedenfalls mein grober Gut-Wetter-Plan ab Karfreitag.
Na ja. Ist eben nicht drin in diesem Jahr. Was aber nicht am Wetter liegt 😉
Ausfallen wird es dennoch nicht. Gestern haben 68 Kilometer über Berg und Tal den Anfang gemacht. Für heute hatte ich mir nach der samstäglichen Haus- und Gartenarbeit 100 Kilometer zurecht gelegt. Flach und einfach zu fahren. So hatte ich meine „Zeitfahr-Runde“ von vor ein paar Jahren in Erinnerung. Flach ist die noch immer, aber mein Trainingsstand offensichtlich nicht so, wie ich mir das vorgestellt habe. Am Ende standen 103 Kilometer und gerade so ein 30-er Schnitt auf dem Tacho. KO bin ich für heute, aber insgesamt gefällt mir das.

Frischhefe – Haber
Ah… Fast hätte ich es vergessen: Ich bin Frischhefe-Haber!
Das Regal war leer, als ich es wie seit 4 Wochen immer wieder kontrolliert habe. Als ich an der Fleischtheke stand, hat die Einräumkraft die Hefe versehentlich hinter mir fallen gelassen. Da war ich natürlich der erste in die Reihe – nachdem die Kolleginnen hinter der Theke versorgt waren und sie es weggeräumt hatte.
Tausche ich gegen Toilettenpapier 😉

Sonntag
Ostersonntag. Die Ostereier habe ich statt im Garten zu verstecken, frisch gekocht. So medium, wie ich das mag. Das Eigelb wachsartig.
Danach gab es etwas Kaffee auf der Sonnen überfluteten Terrasse, sonntägliche Arbeiten wie Bügeln oder den Reifenwechsel beim Roten Büffel habe ich auf morgen verschoben und zwischenzeitlich Ms. T gesattelt – für eine gemütliche Runde. Die von gestern schien mir doch ein bissl anstrengend gewesen zu sein.
Meine Beine fühlten sich dann aber erstaunlich gut an und lenkten Ms T in Richtung Tecklenburg. Zwischen Bad Iburg und Hagen standen wunderbar voll blühende Kirschbäume an der Strecke, später säumten gelbe Rapsfelder den Wegesrand.

Ganz angenehm: weder gestern noch heute stinken irgendwelche Osterfeuer vor sich hin.

Am Ende standen wie gestern wieder exakt 103 Kilometer. Zufällig, nur halt deutlich entspannter.