Die kleine Ausfahrt am Wochenende hat nicht nur viel Spaß gebracht, sondern auch nützliche Erkenntnisse, was meine Ausrüstung angeht. Was muss, was kann, was geht gar nicht?
Fahrrad
Die Trägerrakete hat sich bewährt und ließ sich trotz des hohen Systemgewichts überwiegend gut steuern. Vorsicht und Aufmerksamkeit sind natürlich unbedingt geboten. Überraschende Vollbremsungen oder abrupte Ausweichmanöver sind kaum drin – das Rad schmeißt einen dann wohl um. Bei Untergründen mit Sand und Schotter ist es einmal mehr wichtig auf Ballhöhe zu sein und umsichtig zu fahren.
Als gute Investition haben sich der Sattel und die beiden StemBags am Lenker erwiesen. Auf dem Brooks Sattel kann ich sehr gut längere Zeit sitzen und die beiden Täschchen eignen sich hervorragend zum Verstauen von Kamera, Stativ, Portemonnaie, Telefon, Energie Gels oder Riegel.
Reisegepäck
Das Gewicht meiner Packtaschen lag bei 27,5 KG. Dazu kommen noch zwei gefüllte Wasserflaschen und etwas Kleinkram sowie die Notstrøm-Powerbank am Rahmen des Rades. Alles zusammen werde ich also auf 30 KG Zuladung gekommen sein. Aufgrund der nur kurzen Reisedauer und des guten Wetters, hatte ich recht wenig Bekleidung dabei – kaum warme Wäsche. Hier besteht unbedingter Optimierungsbedarf, um das Gewicht nicht unnötig weiter zu erhöhen – Einsparpotential sehe ich hier aber nicht. Die Packtaschen geben noch begrenzt Platz her.
Ein klein wenig Gewicht kann ich vielleicht noch beim Werkzeug einsparen. Das habe ich in der Eile schnell und ohne großes Nachdenken eingepackt.
Auch die Verteilung der Gewichte war ganz gut gelungen. In den Frontrollern befanden sich jeweils 3,5 bis 4 KG, in den Backrollern 5 bis 5,4 KG Gewicht. Auf dem vorderen Gepäckträger hat der Schlafsack mit 1,7 KG seinen Platz gefunden. Hinten quer über den beiden Packtaschen auf dem Gepäckträger liegt das schwarze Topcase in dem sich das Zelt, die Isomatte, AirChair und ggf. Regenzeug und etwas Kleinkram befinden. Die Tasche könnte bei kapp 8 KG etwas leichter sein.
Verpflegung
An meinen Plan für Schottland ca. alle zwei Stunden eine kurze Verpflegungspause einzulegen, habe ich mich wieder nicht gehalten. So bin ich auf den beiden längeren Strecken mit 1 Liter Wasser mit Energiepulver und 750 ML purem Wasser unterwegs gewesen. An Tag zwei habe ich unterwegs noch ein alkoholfreies Weizen zu mir genommen – nichts gegessen. Auf der Rückfahrt habe ich je 0,5 L Cola und Wasser nachgetankt sowie ein TWIX gegessen – zum Ende hin wurde es dann aber auch eng.
Im Urlaub muss ich unbedingt mehr Essen an Bord haben – als Reserve für ein Frühstück und zum Abendessen. Wenn es in unmittelbarer Nähe des Campingplatzes nichts gibt, ist’s halt doof. Ein par Riegel als Notanker für unterwegs können auch nicht schaden.
Im Zelt
Der Aufbau ging recht problemlos von statten. Meinen ursprünglichen Plan, die Kabine eingehängt zu lassen, habe ich aufgegeben. Sowohl das Einpacken als auch der Aufbau gehen problemloser von der Hand. In Schottland werde ich vermutlich auch dazu übergehen, beides getrennt von einander zu verpacken, damit die Kabine weitestgehend trocken bleibt.
Am Wochenende hatte ich nachts quasi keinen Wind und daher am Morgen sehr viel Tau auf dem Zelt sowie Kondenswasser unter der Plane. Es hat ewig gedauert, bis das abtrocknete. Bei einer Abfahrt um 10 Uhr, war das Zelt an beiden Tagen nicht vollständig trocken – in Schottland will ich eigentlich früher starten.
Ordnung halten ist wichtig. Im wirklichen Leben sowieso und besonders hier. Alles muss (vor allem in den Packtaschen) seinen Platz haben, damit man es schnell wiederfindet und nichts unnötig im Zelt herumliegt. Da muss ich noch ein wenig üben.
Das Schlafen auf der Isomatte war alles andere als angenehm. Überraschend ist das nicht – Rückenschmerzen bekomme ich eh und auch im „normalen“ Bett. Ich schlafe gerne auf der Seite, mit dem Kopf auf dem Arm und dazwischen das Kissen. Das funktioniert so nicht. Zum einen ist das Kissen sehr klein und kann nicht zurecht geknüllt werden, zum anderem kann man, wenn man tief im Schlafsack liegt, den Arm nicht unter den Kopf schieben… Irgendwann schmerzt dann die Schulter, auf der man liegt. Auf dem Rücken zu liegen halte ich nicht lange aus. Auf dem Bauch geht gar nicht.
Ausreichend Platz bietet das Zelt allemal und zur Not kann ich mir darin auch mal ein Essen warm machen oder Kaffee kochen.
Ganz hervorragend ist der AirChair, mit dem ich meine Isomatte zu einem sehr bequemen Sitz umfunktionieren kann. Damit kann ich auch im Zelt sitzen.
Ein paar Plastiktütchen zum Verstauen von Dingen, die zum Beispiel feucht sind, oder Auslaufen könnten, wären hilfreich. Ein paar dünne Mülltüten ebenfalls.
Reisegeschwindigkeit
Für die Planung der Schottlandreise habe ich eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 20 Km/h kalkuliert. Das ist nicht so ganz unrealistisch.
Ohne Zwischenstopps lag meine Reisegeschwindigkeit an den 3 Tagen bei 21,3 Km/h. Die Abschnitte am 2. und 3. Tag hatten zwischendurch ziemlich heftige Anstiege mit bis zu 14% in Petto. Selbstverständlich ist das kein Dogma, oder ein Ziel, dass ich erreichen will. Vielmehr hilft es mir bei der Planung, wenn ich beispielsweise eine bestimmte Fährabfahrt erreichen muss oder um abzuschätzen, wann ich in etwa am Zielort ankommen kann.
Gefühlt sollte die Streckenlänge 100 Kilometer und die Summe der Höhenmeter an einem Tag die 1.200 nicht wesentlich überschreiten, wenn ich mich nicht kaputtfahren will. Zumindest den ersten Reisetag muss ich nachjustieren und gucken, ob ich am Zweiten einen Teil meines Gepäcks zwischendurch bereits bei dem B&B für die folgende Nacht, an dem ich morgens vorbeikomme, abstellen kann.
Einige wirkliche Granaten nach hinten hinaus kann ich aber nicht entschärfen. Schwierig wird auf jeden Fall die Fahrt am 15. Tag von Applecross über den Pass Bealach na Bà nach Sligachan. Über 1700 Höhenmeter auch 105 Kilometern Länge stellen sich mir in den Weg. Bis zu 20% Steigung soll die einspurige Straße haben. Nichts fettiges zum Frühstück essen!
Was fehlt?
Nichts nennenswertes. Eine neue Radhose wäre vielleicht noch eine gute Investition – zwei haben gerade das Zeitliche gesegnet. Eine zusätzliche Gaskartusche fällt mir noch ein.
Vielleicht ein Flachmann für den Whisky an kalten Abenden 😉
Den Rest kann ich nicht mehr groß ändern. Die Technik ist an Bord und einsatzbereit. Etwas Trocken-Food, Gewürze und ein kleines Fläschchen Olivenöl für die Bordküche liegen bereits zuhause. Schottland ist ja kein Niemandsland, aber halt etwas weitläufig, was Verpflegungsmöglichkeiten angeht. In den Landkarten verzeichnete Orte bestehen nicht selten nur aus einer handvoll Häusern – wenn überhaupt.